Leebärte und eine Überraschung in Geitau

Nordwindtag! Also werden wir es heute mit Leebärten zu tun bekommen. Noch weiß ich nicht, wie ich zu diesem Phänomen stehe – aber das wird sich weisen.

Anschi und Jan fliegen mit dem Traunsteiner Duo, Olli mit einer LS4 der DASSU und ich mit meiner lieben XR. Olli ist als erster raus, dann Anschi mit Jan und gute 45 Minuten nach Olli geht es für mich los.

Der Schlepp geht Richtung Hochplatte/Geigelstein. Eine Ecke des Tales, die ich noch nicht so gut kenne. Unterhalb des Geigelstein, ca. 650 Meter über Platz, hebt mich ein Bart so sehr, dass ich aus dem Schlepp raus muss. So wollte ich den Tag nicht beginnen. Über Grat entspannt losfliegen hätte ich schöner gefunden. Aber nun… Mit 1,4 m/s im Durchschnitt geht es auf 1800 AMSL und ich fliege nach Westen Richtung Duo und LS4 ab.

Bei Praschberg suche ich dann schon in 1500 nach einem Bart und finde nichts. Erstes Indiz dafür, das Leebartthema nicht zu kennen. Mühsam krabbele ich wieder auf 1800, während der Duo von Westen angerauscht kommt und mich abholt. Jan fordert mich auf, näher vom Berg hin zu fliegen und schon steht da auch der Bart mit 1,6 m/s. In 2100 AMSL fliegen wir ab und queren zwischen Erl und Mühlgraben das Inntal.

Am „Großen Traithen“ nehmen wir den ersten Bart und fliegen danach die Grate gen Westen entlang. Am „Schinder“ dann hoch auf 2500 AMSL und weiter.

In 2400 queren wir den Achensee, machen westlich davon wieder Höhe und fliege weiter über die östliche Karwendel-Spitze, um dann am „Wörner“ zu Olli aufzuschließen.

Ab hier geht es erstmal zu dritt weiter. In ca. 2400 AMSL dann die Talquerung bei Mittenwald, über die Arnspitze an Leutasch vorbei und wieder Höhe machen.

Der Duo ist ständig höher als ich. Damit ist er zwar bestens für mich zu sehen, aber irgendwie zermürbt es auch ein wenig. Dazu kommen diese ruppigen, engen und teilweise sehr starken Leebärte. Damit komme ich überhaupt nicht gut zurecht. Das kostet alles eine Menge Kraft und ich frage mich, wie lange ich das so wohl durchhalte.

Olli und ich machen Höhe in dem Bart bei Leutasch, während der Duo einen Abstecher um zur Zugspitze macht.

Bei Ehrwald treffe ich wieder auf Jan und Anschi im Duo. Olli macht hinter uns noch Höhe. Wir queren das Tal bei Ehrwald Richtung Grubigstein. Ich bin 300 Meter tiefer also der Duo. Jetzt wäre ein Bart ganz schön. Der Bart kommt und es geht wieder aufwärts. Der weitere Plan ist, jetzt Kurs Richtung Süden zu nehmen.

Querab des Tschirgant versenke ich mich – Olli auch. Der Duo bleibt schön oben (800 Meter über uns). Jan und Anschi fliegen weiter ins Engadin. Olli und ich versuchen und auszugraben. Olli versucht es nordwestlich von Imst; ich am Tschirgant. Wir stützen uns jetzt auf die Landewiese bei Imst.

Um die Südspitze des Tschirgant finde ich den Bart – wie den ganzen Tag natürlich im Lee und bis auf 2800 AMSL gute 1000 Meter, um es dann südlich im Ötztal zu versuchen, ggf. über 3000 AMSL zu kommen. Auf der Westseite des Ötztals komme ich nicht mehr gut an den höchsten Punkt der Rippen und quere deshalb auf die Ostseite zum Wetterkreuz. Auch das wird nicht belohnt und ich bin wieder in 1800 AMSL.

Ich quere erneut das Tal zur Ostrippe des Simmering, wo ich am Rande der TMA LOWI 1 (außerhalb) aus 2250 AMSL komme und dann mit Speed unter der TMA auf die Inntal-Nordseite durchtauche und mich ab jetzt auf den Flugplatz Innsbruck stütze.

vorbei an der „Hohen Munde“

An einer Rippe des Hochplattig kann ich dann mit 1m/s wieder 800 Meter aufbauen und über die hohe Munde in die Ostseite des Leutaschtals Nordkurs auflege. Es geht jetzt auf jeden Fall zurück Richtung Unterwössen.

Talquerung bei Garmisch zum „Roten Kopf“

Ich passiere östlich Garmisch und fliege auf die schöne Wolke über dem „Roten Kopf“, die in knapp 6 Minuten 600 Höhenmeter bringt. Wenn es so weiter geht wird das ein entspannter Heimflug.

Im Westen fliege ich am Walchsee vorbei und im Flachland stehen Straßen mit Wolkenfetzen. Ich habe diese Leebärte heute so satt und nachdem ich querab Benediktbeuren den Bart auch nicht gut erwische, beschließe ich deshalb, den Heimflug im Flachland zu absolvieren.

Walchsee

Der erste Wolkenfetzen im Flachland geht nicht. Aber Richtung Königsdorf stehen noch zwei schöne Wolken. Diese bringen mich auch aus 1400 AMSL wieder aus 2000 und gut zurück auf Kurs Richtung Unterwössen.

Kurbeln querab Königsdorf

Bis hinter Greiling muss ich aber dann doch über 18 Kilometer fliegen, um den nächsten Bart zu finden. Ob das mit dem Flachland so eine gute Idee war, zweifele ich langsam an. Die Wolke dort bringt aber fast 2m/s Durchschnittsteigen und eine Gesamthöhe von 2150 AMSL. Nach Unterwössen sind Luftlinie aber immer noch gut 60 Kilometer und mit den vielen Mücken auf den Flächen brauche ich mindestens noch einen eher zwei dieser Bärte.

Wolke Richtung Greiling

Keiner der vor mir liegenden Wolkenfetzen tut noch etwas ordentliches und so gehe ich dann doch an die Nordflanken der Berge. Aber entweder bekomme ich es nicht mehr hin, da ist nichts Brauchbares oder ich komme einfach zu tief an.

Östlich des Schliersee probiere ich den Vorberg (Hügel), aber auch das wird nichts mehr. Ich falle auch hier dann unter den Grat und bin bei Stauden noch 350 Meter über Grund. Rechts am Berg steht zwar eine Wolke drüber, aber aufgrund der geringen Höhe werde ich in Geitau landen. Da hab ich wenigstens einen Flugplatz.

voraus der Wendelstein

Ich rufe rein und der ganze Anflug einschließlich Aufsetzpunkt (weißer Punkt auf der Windenstrecke) wird mir total gut erklärt, so dass die Landung super einfach wird.

An einem Seil mit Ende werde ich den restlichen Hang nach oben geschleppt und kann meinen Flieger schön abstellen und saubermachen. Super nette Menschen hier in Geitau. Martin, der mir den Anflug so wunderbar erklärt hat, kommt zu mir und mir dämmert, was Ondi mir bzgl. Livno, Geitau und dem LSC Schliersee erzählt hat und ich Frage Martin nach seinem Nachnamen. Und da trifft es mich wie ein Glockenschlag. Vor mir steht Martin Dinges.

Martin Dinges neben meiner Glasflügel 304

Seine beiden Bücher „Windsysteme und Thermik im Gebirge“ und „Die Entwicklung der Thermik im Gebirge“ habe ich mir vor wenigen Wochen gekauft und bin sie gerade am lesen. Jetzt steht der Autor lebensecht und lebensfroh vor mir. Wahnsinn!

https://www.lsc-schliersee.de/

Da soll nochmal einer sagen, es wäre ein Zufall gewesen, dass mein heutiger Flug so verlaufen ist. Das hat heute genau so sein sollen. Ich muss wahrscheinlich das einzige Mal in meinem Leben in Geitau landen und Martin ist auch noch da und sogar am Funk. Echt krass!

der Wendelstein, meine 304 und ich

Nachdem mein Flieger versorgt und meine Rückholer unterwegs sind, nimmt Martin mich mit ins Gasthaus „Rote Wand“, wo wir natürlich über Segelfliegen plaudern sitzen und ein wahnsinnig leckeres Abendessen genießen. Danke Martin für diese schöne, wenn auch kurze Zeit mit Dir.

traumhaft in Geitau

Mit meinem Rückholern Olli, Günther und Ecki kehre ich nochmal in die „rote Wand“ ein, ehe wir, rechtzeitig vor dem Tagesende meinen Flieger abrüsten und den langatmigen Heimweg antreten…. Danke auch an Euch für die tolle Hilfe.

Ja – das sollte der letzte Flug meines diesjährigen Aufenthaltes in Unterwössen gewesen sein. Es war trotz des eher schlechten Wetters eine außergewöhnlich schöne Zeit. Mit tollen Mitfliegern und sehr lehrreichen und kurzweiligen Theorie- und Analyseeinheiten mit Jan. Auch Dir Jan und meinen Mitstreitern einen herzlichen Dank für die schöne Zeit mit Euch. Und natürlich auch an das überragende Team der Deutschen Alpensegelflugschule.

https://www.dassu.de/

Gute Nacht Deutschland…..
Euer Jürgen

Wer noch mehr lesen möchte, der findet hier Berichte von diesem und den vorangegangenen Jahren: http://segelflugblog.sottung.de/

Flachland mit tiefbasigem Start

Heute soll es ins Flachland gehen.

Als ich zum Flugplatz komme ist die Einsitzerhalle schon ausgeräumt und mein Flieger steht ganz vorne. Somit werde ich einen recht frühen Start haben heute. Um 10:58 rollt der Samburo vor meinen Flieger und es geht den Taleingang raus ins Flachland.

tiefe Basis zum Start des Tages

Ich lasse mich wegen des Wetters bis zur A8 bei Winkl über die Wolken schleppen und klinke bei 1700 AMSL.

Über der Wolkenbasis ausgeklinkt

In diesem indifferenten Wetter möchte ich Höhe zum Abgleiten haben. Die vor mir gestarteten Piloten haben nicht „Juhu, es geht prima“ im Funk gerufen und so krabbele ich vorsichtig nach Nordosten; zunächst mit Kurs auf Grabenstätt.

direkt an der Basis bei Grabenstätt

Dort bin ich immer noch auf 1450 AMSL und somit etwas über der Basis. Ich musste dorthin kurven, um die Wolken zu umfliegen. Die Devise muss auf jeden Fall lauten „Oben bleiben an der Basis“. Mein Kurs führt mich nun Richtung „Schönberg“, dem nächsten Flugplatz, der auf meiner geplanten Strecke liegt. Unter der tiefen diesigen Basis finde ich teilweise Steigen im Geradeausflug und bei Pullach kurbele ich den ersten schwachen Bart. Ich steige von 1128 AMSL (588 Meter über Grund) mit fast 1,5 m/s wieder auf 1355 AMSL an die Basis. Solche Steigwerte hatte ich nicht erwartet.

es wird optisch besser; steigt aber nicht besser

Zwischen Trostberg und Schönberg fliege ich auf Nordkurs in die äußeren Lufträume von München. Optisch erschien mir das die sicherste Option. Allerdings bringt die besser Optik keinesfalls unbedingt die besseren Steigwerte. Es bleibt weiter mühsam. Der zweite Bart des Tages (querab Emertsham) bringt mir nur noch 0,6 m/s mittleres Steigen. Das kann ja weiter werden. Von Unterwössen bin ich jetzt nach knapp 36 Minuten Flugzeit schon – oder gerademal – 40 Kilometer entfernt.

Fast eine Viertelstunde laboriere ich herum, um aus 500 Meter über Grund wieder auf wenigstens mal 900 Meter hoch zukommen. Mit ist aber auch klar, dass die Zeit für mich spielt. Die Bedingungen werden besser werden und die Basis wird steigen. Also geht es vorsichtig weiter. Meine Flugplätze, auf die mich jetzt stütze, sind zurückliegenden Schönberg und voraus auf Kurs Altötting.

Die Gleitstrecken funktionieren recht gut mit Gleitzahlen um 60. Kurz vor Simbach am Inn dann mal der erste gescheite Bart mit 1,8 m/s.

Hier wird nun auch die Optik besser und die Basis liegt bereits bei fast 1600 AMSL. Es bleibt trotzdem weiter ein zähes Vorankommen und ich versenke mich querab Rotthalmünster bis auf 500 Meter über Grund.

erneuter Versenker Nähe Rotthalmünster

Ich eiere rum und begnüge mich dann aber mit einem 1m-Bart, in dem ich geduldig bleibe, bis ich wieder auf 1700 AMSL bin. Also weiter zum nächsten Kurspunkt Fürstenzell. Dabei versuche ich jetzt erstmal oben zu bleiben und mich nicht gleich wieder zu versenken. Querab Reutern überrascht mich dann der „Bart des Tages“ mit 400 Meter Höhengewinn in zweieinhalb Minuten. Wow!

Bart des Tages mit 4,4 m/s integriertem Steigen querab Reutern

Leider wird das aber nicht die Regel und so gehen etliche Wolken auf dem Weg Richtung Vilshofen nicht. Ich gleite also von meinen 1900 Metern AMSL auf einer Strecke von über 37 Kilometern 880 Meter Höhe ab und finde mich bei Vilshofen schon wieder tief. Verdammt!

1000 Meter AMSL bei Vilshofen

Zweieinhalb Stunden für gerade mal 114 Kilometern und tief. Echt anstrengend heute.

Nach Überfliegen der Donau finde ich dann einen brauchbaren Bart, der mich wieder auf über 1800 AMSL bringt.

So – jetzt ab in den bayrischen Wald. 23 Kilometer Gleitstrecke kosten mich 240 Meter (fast Gleitzahl 100!). Hoffentlich bleibt das so. Nochmal 300 Meter aufsatteln kurz vor dem geplanten Wendepunkt „Eisenthal Grafenau“. Läuft!

Durch den Sektor des Wendepunktes und Kurs nach Norden setzen. Bis Zwiesel nur ein weiterer Bart (+430 Meter). Eigenartiger Weise stehen die Wolken zwischen den Waldrücken. Das hätte ich so nicht erwartet. Und es sind große blaue „Löcher“ hier. Die Vorhersage des DWD für den Bayerwald liegt wirklich sehr daneben. Aber egal. Ich bin da und es ist schön hier! Und Spaß macht es heute ganz besonders!

Auf dem Weg nach Arnbruck komme ich auf meine Tageshöchsthöhe von 2115 AMSL.

Querab Arnbruck (bei Viechtach) wende ich. Meine geplante Wende liegt noch weitere 50 Kilometer im Norden und der morgens mal geplante Zeitpunkt für die Wende ist fast erreicht. Nach Norden ist auch alles blau. Daher die klare Entscheidung, hier den Rückweg anzutreten.

Wende bei Viechtach (erneut fast 4 m/s integriert)

Nicht ganz 4 Stunden Flug liegen hinter mir. Der Rückweg trocknet teilweise schon ab. Das wird spannend. (ab hier leider Kameraausfall und keine weiteren Bilder)

An Deggendorf fliege ich auf Südostkurs wieder Richtung Fürstenzell, am Inn entlang, quere erneut Rotthalmünster. Querab Simbach ein schöner Bart bis auf wieder über 2000 AMSL. Funktioniert alles gut.

Bei Ach wird es nochmal etwas tiefer vor dem Eingang des Korriders zwischen dem Münchner und Salzburger Luftraum (800 Meter über Grund). Aber mit Geduld beim Suchen geht es zuverlässig wieder nach oben.

Schönberg ist mit Gleitzahl 17 erreichbar. Nach Unterwössen liegen noch über 50 Kilometer vor mir und das Salzburger Luftraumeck muss noch umflogen werden.

Querab Heiligkreut wieder ein schöner runder Bart. Kurz vor Traunstein treffe ich auf Ecki mit seinem Salto und der letzte Bart des Tages bringt mich auf Endanflughöhe (auf 2000 Meter AMSL mit durchschnittlich 1,9 m/s).

Das reicht noch für einen kleinen Ausflug aus die erste Bergkette und ich fliege über Ruhpolding gen Westen. Unter Grat an den beschienen Nordhängen dieser ersten Bergkette erreiche in den Schnappen in 1100 AMSL und lande mit leichtem Rückenwind in Landerichtung 24 lang nach Unterwössen rein.

7 Stunden war ich unterwegs und es sind über 400 Kilometer geworden. Kein atemberaubender Schnitt, aber für den zähen Beginn und meine Absitzer ein schönes Ergebnis. So lange bin alleine im Einsitzer noch nie geflogen. Schon gar nicht ohne „Team“ oder „Mitflieger“.

Ich bin sehr zufrieden, aber auch abgekämpft und müde.

Ein toller Tag mit Flachland und Mittelgebirge geht zu Ende. Fühlt sich sehr gut an!

Gute Nacht Deutschland……….
Euer Jürgen

Überraschendes Zwischenhoch beschert uns einen Flachlandtag

Unerwartet kommen wir heute doch noch zum Fliegen. Also heißt es Morgens im Briefing „Flieger klar machen und im F-Schlepp aufbauen“.

Ins Flachland oder an die erste Bergkette soll es heute gehen. Sogar ein Flug bis zur Schwäbischen Alb hält Jan Morgens für möglich.

Kurz nach 12 Uhr geht es also im F-Schlepp zum Talausgang. Es ist ungewohnt, in dieser Richtung schon so früh das Tal zu verlassen. Querab Bernau gehe ich 800 Meter über Platz Unterwössen aus dem Schlepp, kurbele noch 200 Meter auf und fliege Richtung Bernau ab. Die Optik ins Flachland zeigt Wolken über Wolken.

Der Beginn des Fluges läuft zunächst auch recht gut. Über Samerberg geht es am Eingang des Inntals vorbei; ein guter Bart bei Westerndorf; geradeaus weiter über Rosenheim nach Nordwesten. Ich merke aber auch, dass es mir schwer fällt die Bärte zu finden und gut zu zentrieren. Irgendwie ist das Überangebot an Wolken verwirrend und wirkliche Wolkenstraßen bilde ich mir wohl eher ein als dass diese da sind.

Bei Kleinkarolinenfeld geht es dann sogar mal auf fast 1900 AMSL. Da dachte ich noch, es läuft. Aber Richtung Geretsried finde ich zwar eine brauchbare Linie, aber irgendwie keinen vernünftigen Bart und finde mich unter 1200 AMSL wieder. Jetzt muss ein Bart her.

Mühsam geht es in Bärten um 1 m/s wieder auf 1700 AMSL und weiter Richtung Starnberger See. Irgendwie scheint aber jetzt schon die Luft bei mir heute raus zu sein. An Wolfratshausen vorbei – gen Norden – wieder das gleiche Drama. Kein zwingender Bart und wieder nur 1200 AMSL.

Bei Hornstein nehme ich dann also auch erstmal die nur 0,9 m/s, um mit der Höhe Richtung Königsdorf einen besseren Bart zu suchen. Ich finde zwar nichts Besseres, aber erstmal etwas, was mir wieder 430 Meter bringt. Querab Königsdorf dann nochmal 370 Meter und ich bin zurück auf 1850 AMSL. Jetzt hab ich auch mal das legendäre Königsdorf von oben gesehen.

Ich orientiere mich jetzt Richtung Berge im Süden und gehe den Rückflug an.

Über Gaißach geht es Richtung Tegernsee.

Am Schliersee bleibe ich über den vorderen Bergausläufern und finde mich querab Rosenheim, am Eingang des Inntals wieder nur in 1200 AMSL und etwas weiter querab Thansau direkt am Inn nur noch auf 1120 AMSL. Ich schreie mich im Cockpit an und finde nun doch einen Bart mit durchschnittlichem Steigen von 1,2 m/s und steige geduldig um 444 Meter auf 1600 AMSL. Damit komme ich heim.

Südöstlich Rosenheim stolpere ich dann nochmal in 1,7 m/s mittleres Steigen. SO scheint das zu sein… wenn alles sicher ist, dann geht es auf einmal. Mit fast 1900 Meter kann ich also mehr als entspannt zum Achtaleingang.

Ich machen noch einen kleinen Abstecher am Schnappen vorbei über den Wössner See und Oberwössen, bevor es zur Landung zurück zum Platz geht.

Irgendwie war das heute nicht mein Tag. Mit Jan werde ich mir das später nochmal genau anschauen und herausarbeiten, was heute die „lesson learned“ gewesen ist.

Gute Nacht Deutschland
Jürgen

Erst Startabbruch – dann später spannender Flug

Heute ist richtig viel los am Start. Als ich kurz nach 8 Uhr zum F-Schlepp ziehe, sind schon weit über 10 Flugzeuge vor mir. Im Briefing um 9 Uhr teilen wir die Gruppen ein. Jan fliegt mit einem Teilnehmer im Duo und ich sollte der Zweite im Team sein.

Am Start wird es dann etwas hektisch, weil wir noch einen Doppelsitzer zwischen rein schieben und als ich dran bin, habe ich als Schleppflugzeug das UL. Es zieht an. Meine rechte Fläche fällt recht schnell ins Gras. Ich mache noch einen Versuch mit Quer- und Seitenruder links, klinke und finde mich aber schon 90 Grad gedreht im hohen Gras neben der Bahn. Wow! Was war das denn…….. Wir schieben den Flieger Richtung Hangar und ich mache erstmal alles sauber. Checke mit Stefan, ob etwas kaputt ist und wir stellen fest, dass außer einem Lackabplatzer an der Schnauze alles ok ist.

Ich mache erstmal Pause und werde in Ruhe die Situation mal nacharbeiten und dann ab 15 Uhr nach der Schlepppause nochmal starten. Die nächsten Tage wird es regnen und ich will nicht mit diesem Ereignis in die Regenpause.

Deutlich vor 15 Uhr ziehen schon die ersten Flieger zum F-Schlepp und in Null komma Nix bin ich Startposition vier, was mir mit nur einer Schleppmaschine den Start erst um 15:45 ermöglicht. In so weit habe ich keine sonderlich großen Ambitionen mehr für den Tag.

Am Rechenberg klinke ich 1100 Meter über Platz Von der Wolkenoptik sieht alles eigentlich recht gut aus. Es hat überregional scheint es Ostwind und irgendwie geht es nicht so gut, wie die Wolken es aussehen lassen. Ich fliege in 2000 AMSL ab und quasi direkt durch bis zur Steinplatte. Dort steige ich unter Grat in 1500 AMSL in einen Bart vor dem Steinplattengipfel ein und steige bis auf 2100 AMSL.

Weiter direkt Richtung Waller Berge. Dort steht eine richtig schöne Wolke, die aber irgendwie auch nicht so klasse geht, also fliege ich gleich weiter Richtung Asitzkogel.

Blick Richtung Asitzkogel

Dort komme ich aber leider unter Grat an (scheint heute wohl ein Thema zu werden), so dass ich das Glemmtal Richtung Maishofen unter Grad rausgleiten muss.

Saalfelden hatte ja gestern nicht gut geklappt und ich wollte nicht schon wieder in Zell am See stranden. Daher fliege ich gleich auf die Ostseite des Tales in die Sonne, um zügig zum Honigkogel zu kommen.

rechts der See bei Zell am See

Diesen erreiche ich auch in 1300 AMSL und steige in versetzten Bärten bis auf 2200 AMSL bevor ich das Tal Richtung Schmittenhöhe quere.

Ich überfliege die Gräte, die gestern im F-Schlepp so sensationelle Steigwerte geliefert hat. Nur heute passiert hier überhaupt nichts Sensationelles. Bis zum Gipfel der Schmittenhöhe kostet mich die Querung 200 Meter. Die Schmittenhöhe selbst hat ja schon 1960 Meter. Ich versuche, so gut es geht, über dem Grat zu bleiben, muss die Gratlinie aber schon bald verlassen und wieder am Hang fliegen.

Da bei Saalfelden vielversprechende Wolken stehen, fliege ich nach Norden. Aber nichts geht. Am „Sausteigen“ vorbei, der heute seinem Namen alles andere als Ehre macht fliege ich bis zum Eckpfeiler Richtung Leoganger vor. Aber auch hier einfach nichts. Irgendwie kapiere ich den Tag heute nicht.

hinter der Sausteigen; Wende zurück zum Honigkogel

So kommt es, dass ich, diesmal aber über die Westseite des Tales, wieder den Honigkogel suche.

Dieses mal muss ich aber fast 150 Meter tiefer einsteigen.

Einstieg am Honigkogel in 1300 AMSL

Über den Eckgrat des Honigkogel kurbele ich erst auf 1700 AMSL…

Honigkogel 1700 AMSL

… etwas zum Gipfel versetzt auf 2200 AMSL…

Honigkogel 2200 AMSL

… und über dem Gipfel dann bis auf 2800…

Honigkogel in 2800 AMSL

… ehe ich Richtung Westen weiterfliege.

Diesmal brauche ich die Schmittenhöhe definitiv nicht und fliege den Pinzgau auf dem nördlichen Grat 42 Kilometer gen Westen.

Pinzgau – Kurs nach Westen

Am Pass Thurn auch kein Bart – also weiter.

Überflug Pass Thurn in 1750 AMSL

Vom Pass Thurn bis querab des Staffkogel trägt der östliche Talgrad und ich kann auf 8 Kilometer sogar etwas Höhe gewinnen. Ich bin jetzt auf 1800 AMSL runter und es war kein brauchbarer Bart zu finden.

Blick auf den wilden Kaiser aus Süden

Also drehe ich mal Sankt Johann ins Funkgerät und höre dort mal rein. Sollte nichts mehr kommen, muss ich eben dort rein. Aber schaun wir mal. Leider gibt es ab hier erstmal keine Bilder, da meine Kamera abgeschaltet hatte und nur noch beim Fliegen mit meiner Aufmerksamkeit war.

Nördlich des Kitzbühler Horns komme ich im Gleitbereich des Flugplatzes auf 1100 AMSL an. Vom Honigkogel bis hierher kein vernünftiger Bart und 1700 Meter auf etwas 60 Kilometer Gleitstrecke verbraucht.

Von Sankt Johann scheint der Talwind gegen das Kitzbühler Horn zu prallen und es kommen hier immerhin 0,5 m/s raus. Jan meint, ich brauche 1600 AMSL, um heim zu kommen. Also heißt das etwas eine viertel Stunden kurbeln oder hoffen, dass der Bart nach oben besser wird. Der Talwind versetzt wirklich heftig und muss immer wieder vorfliegen. Auf 1250 angekommen versuche ich eine andere Gräte, die von Osten das Kitzbühler Horn hochläuft Seit 18 Minuten mache ich hier schon rum und hab grad mal 150 Meter dazugewonnen. Die neue Gräte bringt in 9 Minuten weitere 190 Meter. Damit quere ich das Tag auf die Ostseite des Flugplatzes, wo die Sonne drauf steht. Es kommt nochmal ein 0,3 m/s-Bart in der Talmitte, der mich auf 1450 AMSL bringt. Immer noch 150 Meter, die fehlen.

Jan meldet sich im Funk, dass er mit dem Duo die Westseite der Täler antestet, weil er meint, dass der Ostwind dort ggf. Steigen begünstigt. Ich verstehe ihn falsch und entscheide mich daher, über Erpfendorf in das Tal nach Reit im Winkl einzufliegen, solange ich noch den Flugplatz in Sankt Johann erreichen kann.

Bei Erpfendorf fliege ich also in 1230 Meter auf die Ostseite und quasi die in der Sonne stehende Westflanke des Fellhorns bis zum Ende ab. Ich gleite nahe am Hang langsam in der Sonne 10 Kilometer bis kurz vor Reit im Winkl und gewinne dabei über 100 Meter Höhe dazu. Damit ist Unterwössen ein absolut sicherer Endanflug geworden.

Einflug ins Tal über Oberwössen

Über Oberwössen und den Wössner See fliege ich ins Achtal ein und gleite noch bis über den Schnappen hinaus an den Taleingang.

Ich gleite vom Taleingang dann in den Gegenanflug und muss dort sogar noch zwei Kreise an der Position drehen, um meine überschüssige Höhe abzubauen.

Höhen abfliegen an der Position

Wer hätte geglaubt, dass dieser Tag noch mit einem solch tollen Flugerlebnis enden würde. (Jan hat mit dem Duo übrigens auf der anderen Talseite auf der gleichen Strecke fast 250 Meter verloren. Wie gut, dass ich ihn missverstanden habe)

zu Hause

So spät bin ich bisher noch nie nach Unterwössen zurückgekommen. Das lässt für künftige Flüge, neue Möglichkeiten aufblitzen.

Gute Nacht Deutschland
Jürgen

Erneuter Besuch in Zell am See

Ich habe Glück und kann gleich früh meine Auscheckstarts im F-Schlepp machen. So bleibt in Ruhe Zeit, meinen Flieger aufzubauen. Irgendwie dauert aber alles heute länger, weil durch den „Werkstatt“-Besuch nicht alle Dinge, wie gewohnt an Ihrem Platz sind. Beim nächsten Mal wird das sicher alles wieder flotter von der Hand gehen.
Ich ziehe nach dem Aufbau den Flieger zum F-Schleppstart und freue mich auf den ersten Flug heute in den Bergen. Um 12:43 geht es los; F-Schlepp Richtung Rechenberg, dem ja quasi Standardausklinkpunkt. 800 Meter über dem Platz klinke ich und kurbele bis auf 2000 AMSL.

Über Hörndlwand und Dürrenbachhorn geht es auf dem Standardabflug bis zur Steinplatte. Ich tu mich noch etwas schwer, die Bärte zu finden. Aber irgendwie bollert es auch nicht. Der Flieger fühlt sich sehr gut an und es macht riesig Spaß, entspannt damit vorzugleiten.

Die Steinplatte erreiche ich deutlich unter 2000 AMSL und kann dann nur talwärts, aber nicht über dem Gipfel nach einem Bart suchen. Bis fast 2400 AMSL kann ich dort steigen und quere dann das Tal mit Kurs auf die südlich gelegenen Waller Berge. Ich fliege dort den Grat ab, aber ein gescheiter Bart steht dort nicht. Der Rechner zeigt vor den Waller Bergen deutlichen Nordwind, südlicher dann starken Südwind….. keine Ahnung, was mir das sagen will. An der ED-R Hochfilzen vorbei teste ich das Spielberghorn. Dort geht es aber auch nicht, also setze ich auf die Leoganger…. was mich aber auch nicht aus dem Schlamassel herausbringt. In 1700 AMSL teste ich noch die Wand des steinernen Meeres, aber es scheint wie verhext. Östlich Saalfelden finde ich mich deshalb in knapp über 1300 AMSL und damit nur noch 600 Meter über dem Flugplatz Zell am See, der aber fast 20 Kilometer weiter südlich liegt. Also – grüne Wiesen begutachten, mögliche Landeoptionen checken und auf Thermik hoffen.

Südlich Saalfelden finde ich dann noch Steigen und komme auf 1600 AMSL. Somit lautet der Plan, nach Süden Richtung Zell am See zu fliegen. Gegebenenfalls bekomme ich noch Anschluss am Honigkogel. Daher nehme ich die Ostseite des Tales, die auch gut in der Sonne liegt. Am Honigkogel finde ich aber in 1100 AMSL auch nichts mehr. Daher bleibt mir nur, den Platz in Zell am See als Landeoption zu nutzen. Dort habe ich aber sehr nette Hilfe und bin keine Stunde später wieder in der Luft.

Der Schlepp führt über zwei Wenden (im Westen und im Osten) den Grat zur Schmittenhöhe hinauf, wo das Vario bis auf fast 9 m/s ausschlägt. Daher kein Wunder, dass ich problemlos bis auf 3000 AMSL hochkurbeln kann. So entschließe ich mich, nicht direkt heim zu fliegen, sondern den Pinzgau Richtung Westen abzufliegen.

Bis zum Steinkogel bleibe ich auf der nördlichen Pinzgaulinie und schwenke dann nach rechts Richtung Pölven zum Inntal.

Zwischen Lodron und Glanterer Kogel kurbele ich nochmal 350 Meter und habe so entspannt 2700 AMSL im Grunde Endanflug auf Unterwössen.
Auf den verbleibenden 54 Kilometern passiere ich westlich den wilden Kaiser…

… passiere den zahmen Kaiser auf seiner Nordseite und nehme dort das Steigen der in der Sonne stehenden Nordwesthänge mit,

um dann über Kössen in das Achtal bei Schleching einzuschwenken

und mit einem zweiten schönen Flug entspannt in Unterwössen anzukommen.

Ein sehr schöner Rückflug war das. Zufrieden mache ich nach der Landung den Flieger sauber und gehe mit Frank zu einem wunderbaren Abendessen.

Gute Nacht
Jürgen

Es geht endlich wieder nach Unterwössen

Endlich geht es wieder in die Berge. Nach dem ja corona-bedingt mein Vorhaben, in Südfrankreich zu fliegen, nicht Realität wurde, geht es nun in den Chiemgau.

Auf dem Weg hole ich gegen Mittag in Grabenstätten meinen Flieger bei Streifeneder ab. Die notwendigen Dinge konnten repariert werden und ich bin schon ganz gespannt, wie der Flieger sich anfühlen wird.

Da ich zeitig loskam, war ich am späten Nachmittag schon vor Ort und konnte den Anhänger in Ruhe abstellen…

…. und die Ferienwohnung beziehen. Klein und fein ist sie – alles, was ich brauche ist da. Top!

Um 17:30 ist dann allerdings mit dem entspannten und ruhigen Ankommen vorbei. Frank meldet sich, weil er 4 km vor dem Flugplatz außen landen musste und zurückgeholt werden muss. Also Hänger für die LS3 am Flugplatz holen und Hilfe organisieren.

Die Zugfahrt zum Landefeld war etwas schwierig. ein Feld mit richtig hohem Gras ist schon eine Herausforderung. Aber der Abbau kann dann gut und zügig stattfinden und das abendliche Abendessen entschädigt für den Einsatz.

Schauen wir mal, was die nächsten Tage bringen werden……

Soweit – bis Morgen
Euer Jürgen

Es geht da weiter, wo es letztes Jahr endete (DASSU 2019)

So, meine lieben Leser, ich bin wieder zurück und will dieses Jahr deutlich kontinuierlicher berichten, als im letzten Jahr. Los geht’s.

Wie schon letztes Jahr, sind Frank und ich letztes Wochenende bei der DASSU (Deutsche Alpensegelflugschule Unterwössen) aufgeschlagen, um die Chiemgauer Alpen und das was südlich davon ist, unsicher zu machen. Nach den obligatorischen Checkflügen am Wochenende (Frank auch an der Winde) startete gestern (Montag) der Lehrgang bei durchwachsenem Wetter. Daher sind wir am ersten Tag eher ein bisschen um den Platz geeiert, statt großräumig zu fliegen. Das war heute dran! Eine Basis bis über 3000 Meter und Steigwerte fast bis 5 Meter sagt der DWD voraus. Der Tagesplan sieht vor, nach dem obligatorischen Abflug Richtung Loferer erst gen Osten und dann zurück, soweit es nach Westen eben geht.

Kurz vor 12 geht es los. Schlepp an den Rechenberg! Der erste Bart geht mit durchschnittlich 1,6 m/s Steigen auf 2250 AMSL an die Wolkenbasis. Das geht doch gut los. Mit etwas Selbstüberschätzung geht es also gleich weiter zum Dürrenbachhorn, wo ich den Bad nicht finde und soviel Höhe vernichte, dass ich Richtung Reit im Winkl nach Westen aus rausgleiten muss. Auf unter 1500 AMSL suche ich östlich von Reit an einem kleinen Hügel, der ab sofort „Hat-Jürgen-den-Tag-gerettet“-Hörnchen heißt. 950 Meter in 7 Minuten bringen mich wieder zurück an den Start und auf über 2400 AMSL, was ich in direkten Kurs Richtung Steinplatte und Loferer umsetze.

In der Südkuhle des Loferers dann rauf auf fast 2800 AMSL und weiter Richtung Osten. Bis Saalfelden nur geradeaus. Die Linien tragen gut. Leider alles unter Wolken, was schon jetzt nach knapp einer Stunde für klirrende Kälte im Cockpit sorgt. Ich schalte meine beheizbaren Kniestrümpfe ein und hoffe, dass das hilft.

Es geht am steinernen Meer und dem Hochkönig vorbei (alles schneebedeckt) und bei St. Johann im Pongau dann auf die kleinere Hügellinie der Talmitte, über denen eine wunderschöne Wolkenstraße nach Ost steht.

Hohe fliegbare Gleitzahlen und gute Steigwerte bringen mich nach 2 Stunden bis am Dachstein vorbei. Ich wechsle auf die Gratlinie und fliege zielstrebig zum Grimming. Kleine zarte Schauer prasseln gegen das Cockpit. Teilweise geht es im Schauer mit mehreren Meter pro Sekunde im Geradeausflug den Wolken empor.

Kurz vor dem Grimming noch ein Bart mit mehreren um mich rum schwirrenden Gleitschirmfliegern, die Gott sei Dank FLARMs dabei haben und wie ich glaube, weniger frieren als ich – so dick wie die eingepackt sind.

Den Grimming als Wendepunkte (schön mittig drüber – cooler Berg!) geht es gen Westen, durch die kleinen Schauer, über die Grate des Dachsteins und die kleinen grünen Hügel über St. Johann nach Zell am See. Am Honigkogel drehe ich wieder ein.

Als würde mich die Hand eines Riesen erfassen und hochheben, schlägt das Vario bis auf 8 m/s aus. Leider nicht kreisrund, aber trotzdem sehr beeindruckend.

Jetzt geht es den Pinzgau rauf. Ich hadere etwas mit meiner Linie. Meist geht es weiter Richtung Tal versetzt besser als direkt über den Graten. Trotzdem kommen wir Segelflieger über den Grat versetzt nach Norden entgegen. Grübel – warum fliegen die da, wenn es Richtung Tal besser geht. Die sind doch sicher von hier und kein Flachländer wie ich. Kurz vor dem Gerlos-Stausee kommt am Gernkogel der Bart des Tages mit 2,9 m/s Durchschnittsteigen über 550 Meter. Juhu…… es geht jetzt auch erstmals über 3000 AMSL. Am Gerlos wende ich und überlege kurz, ob ich heimfliege.

4 Stunden bin ich nun unterwegs in der Kälte und es werde gut über 300 Kilometer werden, aber ich will noch mehr. Also einmal den Pinzgau zurück bis Zell am See. Eine Weile nehme ich die Südseite des Tals, die schön in der Sonne liegt und trägt. Später wechsle ich wieder zur Nordseite. Keine Ahnung, ob das eine kluge Entscheidung war. Es geht Richtung 2000 AMSL und ich denke „das hast Du nun davon Jürgen!“. Aber was hat Jan gesagt? Die Schmittenhöhe geht am Nachmittag immer gut. Die ist nicht mehr weit. Dort angekommen, kann ich die Skifahrer erkennen. Die Lifte sind in Betrieb. Im Weiß des Schnees sind die Gebäude auf dem Gipfel viel besser erkennbar als sonst, wenn der Berg grün ist. Ein wirklicher guter Bart (komplett in der Sonne – was war das schön, so durchgefroren wie ich war) bringt mich über 850 Meter höhe und mit Ankunftshöhe 1000 Meter über Platz geht es in den Endanflug auf Unterwössen.

70 Kilometer Endanflug, 2000 Meter Höhenverbrauch und eine durchschnittliche Groundspeed von 161 km/h bringen mich nach 25 Minuten in den Gegenanflug von Unterwössen. Die Überhöhe habe ich noch Richtung Chiemsee soweit in Strecke umgesetzt, dass es mindestens 400 Streckenkilometer geworden sind. Schön war es – spannend war es – und kalt war es.

Zufrieden bin ich gelandet und lasse Abends den Tag bei einem guten Abendessen ausklingen. Fazit: Wenn hier so viel Schnee noch liegt, ist die Landschaft deutlich schöner. Aber das Fliegen eben auch entsprechend kalt.

So weit.
Gute Nacht Deutschland! Schlaft gut! Ich bin wieder da!

Liebe Grüße Euer Jürgen