Heute soll es ins Flachland gehen.
Als ich zum Flugplatz komme ist die Einsitzerhalle schon ausgeräumt und mein Flieger steht ganz vorne. Somit werde ich einen recht frühen Start haben heute. Um 10:58 rollt der Samburo vor meinen Flieger und es geht den Taleingang raus ins Flachland.
Ich lasse mich wegen des Wetters bis zur A8 bei Winkl über die Wolken schleppen und klinke bei 1700 AMSL.
In diesem indifferenten Wetter möchte ich Höhe zum Abgleiten haben. Die vor mir gestarteten Piloten haben nicht „Juhu, es geht prima“ im Funk gerufen und so krabbele ich vorsichtig nach Nordosten; zunächst mit Kurs auf Grabenstätt.
Dort bin ich immer noch auf 1450 AMSL und somit etwas über der Basis. Ich musste dorthin kurven, um die Wolken zu umfliegen. Die Devise muss auf jeden Fall lauten „Oben bleiben an der Basis“. Mein Kurs führt mich nun Richtung „Schönberg“, dem nächsten Flugplatz, der auf meiner geplanten Strecke liegt. Unter der tiefen diesigen Basis finde ich teilweise Steigen im Geradeausflug und bei Pullach kurbele ich den ersten schwachen Bart. Ich steige von 1128 AMSL (588 Meter über Grund) mit fast 1,5 m/s wieder auf 1355 AMSL an die Basis. Solche Steigwerte hatte ich nicht erwartet.
Zwischen Trostberg und Schönberg fliege ich auf Nordkurs in die äußeren Lufträume von München. Optisch erschien mir das die sicherste Option. Allerdings bringt die besser Optik keinesfalls unbedingt die besseren Steigwerte. Es bleibt weiter mühsam. Der zweite Bart des Tages (querab Emertsham) bringt mir nur noch 0,6 m/s mittleres Steigen. Das kann ja weiter werden. Von Unterwössen bin ich jetzt nach knapp 36 Minuten Flugzeit schon – oder gerademal – 40 Kilometer entfernt.
Fast eine Viertelstunde laboriere ich herum, um aus 500 Meter über Grund wieder auf wenigstens mal 900 Meter hoch zukommen. Mit ist aber auch klar, dass die Zeit für mich spielt. Die Bedingungen werden besser werden und die Basis wird steigen. Also geht es vorsichtig weiter. Meine Flugplätze, auf die mich jetzt stütze, sind zurückliegenden Schönberg und voraus auf Kurs Altötting.
Die Gleitstrecken funktionieren recht gut mit Gleitzahlen um 60. Kurz vor Simbach am Inn dann mal der erste gescheite Bart mit 1,8 m/s.
Hier wird nun auch die Optik besser und die Basis liegt bereits bei fast 1600 AMSL. Es bleibt trotzdem weiter ein zähes Vorankommen und ich versenke mich querab Rotthalmünster bis auf 500 Meter über Grund.
Ich eiere rum und begnüge mich dann aber mit einem 1m-Bart, in dem ich geduldig bleibe, bis ich wieder auf 1700 AMSL bin. Also weiter zum nächsten Kurspunkt Fürstenzell. Dabei versuche ich jetzt erstmal oben zu bleiben und mich nicht gleich wieder zu versenken. Querab Reutern überrascht mich dann der „Bart des Tages“ mit 400 Meter Höhengewinn in zweieinhalb Minuten. Wow!
Leider wird das aber nicht die Regel und so gehen etliche Wolken auf dem Weg Richtung Vilshofen nicht. Ich gleite also von meinen 1900 Metern AMSL auf einer Strecke von über 37 Kilometern 880 Meter Höhe ab und finde mich bei Vilshofen schon wieder tief. Verdammt!
Zweieinhalb Stunden für gerade mal 114 Kilometern und tief. Echt anstrengend heute.
Nach Überfliegen der Donau finde ich dann einen brauchbaren Bart, der mich wieder auf über 1800 AMSL bringt.
mein rettender Bart back in the race
So – jetzt ab in den bayrischen Wald. 23 Kilometer Gleitstrecke kosten mich 240 Meter (fast Gleitzahl 100!). Hoffentlich bleibt das so. Nochmal 300 Meter aufsatteln kurz vor dem geplanten Wendepunkt „Eisenthal Grafenau“. Läuft!
Durch den Sektor des Wendepunktes und Kurs nach Norden setzen. Bis Zwiesel nur ein weiterer Bart (+430 Meter). Eigenartiger Weise stehen die Wolken zwischen den Waldrücken. Das hätte ich so nicht erwartet. Und es sind große blaue „Löcher“ hier. Die Vorhersage des DWD für den Bayerwald liegt wirklich sehr daneben. Aber egal. Ich bin da und es ist schön hier! Und Spaß macht es heute ganz besonders!
Auf dem Weg nach Arnbruck komme ich auf meine Tageshöchsthöhe von 2115 AMSL.
Querab Arnbruck (bei Viechtach) wende ich. Meine geplante Wende liegt noch weitere 50 Kilometer im Norden und der morgens mal geplante Zeitpunkt für die Wende ist fast erreicht. Nach Norden ist auch alles blau. Daher die klare Entscheidung, hier den Rückweg anzutreten.
Nicht ganz 4 Stunden Flug liegen hinter mir. Der Rückweg trocknet teilweise schon ab. Das wird spannend. (ab hier leider Kameraausfall und keine weiteren Bilder)
An Deggendorf fliege ich auf Südostkurs wieder Richtung Fürstenzell, am Inn entlang, quere erneut Rotthalmünster. Querab Simbach ein schöner Bart bis auf wieder über 2000 AMSL. Funktioniert alles gut.
Bei Ach wird es nochmal etwas tiefer vor dem Eingang des Korriders zwischen dem Münchner und Salzburger Luftraum (800 Meter über Grund). Aber mit Geduld beim Suchen geht es zuverlässig wieder nach oben.
Schönberg ist mit Gleitzahl 17 erreichbar. Nach Unterwössen liegen noch über 50 Kilometer vor mir und das Salzburger Luftraumeck muss noch umflogen werden.
Querab Heiligkreut wieder ein schöner runder Bart. Kurz vor Traunstein treffe ich auf Ecki mit seinem Salto und der letzte Bart des Tages bringt mich auf Endanflughöhe (auf 2000 Meter AMSL mit durchschnittlich 1,9 m/s).
Das reicht noch für einen kleinen Ausflug aus die erste Bergkette und ich fliege über Ruhpolding gen Westen. Unter Grat an den beschienen Nordhängen dieser ersten Bergkette erreiche in den Schnappen in 1100 AMSL und lande mit leichtem Rückenwind in Landerichtung 24 lang nach Unterwössen rein.
7 Stunden war ich unterwegs und es sind über 400 Kilometer geworden. Kein atemberaubender Schnitt, aber für den zähen Beginn und meine Absitzer ein schönes Ergebnis. So lange bin alleine im Einsitzer noch nie geflogen. Schon gar nicht ohne „Team“ oder „Mitflieger“.
Ich bin sehr zufrieden, aber auch abgekämpft und müde.
Ein toller Tag mit Flachland und Mittelgebirge geht zu Ende. Fühlt sich sehr gut an!
Gute Nacht Deutschland……….
Euer Jürgen
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