GAP Tag 7 – zweites Etappenziel erreicht – Welle im Doppelsitzer

Der Tag sieht am Himmel durchwachsen aus, als ich aufstehe. Vereinzelte Wolkenfetzen, die sich bilden und immer wieder auflösen. Heute werde ich meinen letzten Flug des diesjährigen Gap-Urlaubs gemeinsam mit Herry machen.

Im Briefing wird von Wolkenthermik und Welle gesprochen. Der Wind hat bis auf 30 Knoten und mehr in der Höhe zugenommen, so dass sich schwache Wellen ausbilden können sollen. Nun gut – schauen wir mal, was und wie es wird……

Wir gehen den Tag gemütlich an, machen wir gewohnt den Flieger fertig und ich ziehe ihn zum Start. Nur 5 Flugzeuge sind zu schleppen. Alle Anderen gehen im Eigenstart raus.

Es geht los Richtung Malaup. Wir haben uns fest vorgenommen nicht zu tief zu klinken. Wir haben ja die Erfahrung gemacht, das kostet unter Umständen eine Menge Zeit. Bis auf 1900 AMSL haben wir uns verständigt. Bei etwas über 1600 meint Herry, ich soll klinken. Ich höre folgsam und – ja – wir kämpfen zwischen 1300 und 1900 Meter am Malaup mit 3 anderen Seglern. Es will irgendwie nicht so richtig nach oben gehen. Wir fliegen den Kamm Richtung Nordosten ab und finden nördlicher Thermik und steigen so auf etwa 2200 Meter AMSL. Richtung großem Ceüse und Pic de Bure sind Rotorwolken zu erkennen. Diese sind das Ziel unserer Begierde.

Der erste Versuch misslingt und wir müssen am Grat erstmal nochmal Höhe tanken. Der Zweite gelingt besser, so dass wir am Pelleautier (kleiner See bei Neffes) so hoch vor dem Rotor steigen können, dass wir in die Welle einsteigen können.

Ruhe – es ist gespenstisch ruhig und das Vario hat scheinbar unendlich an Trägheit zugenommen, könnte man meinen. Bei 2m/s Steigen steht es zunächst wie angewurzelt – wie festgenagelt. Der Höhenmesser zeigt 3500 Meter und steigt langsam aber stetig weiter an, während es ruhig ist im Cockpit und wir eine Aussicht genießen, die ich gar nicht wirklich beschreiben kann.

Auf 4300 Meter angekommen fliegen für Richtung Pic de Bure vor und wollen in die Primärwelle einsteigen. Etwa 350 Meter verlieren wir dabei und landen wieder in einem ruhigen gleichmässigen und kontinuierlichen Steigen von 1 m/s, später auch mal 2 m/s.

Bei 5250 Meter AMSL beschließen wir weiter Richtung Osten an der Ecrins vorbei zum Lac de Serre-Poncon zu fliegen. Der Staudamm ist aus dieser Höhe wunderbar zu erkennen und der Blick Richtung Osten einfach atemberaubend. Auf Höhe Savines le-Lac schlagen wir dann Kurs Richtung Malaup ein. Herry möchte mit mich nochmal üben lassen, wie ich über den Rotor den Einstieg in die Welle finde – aber vor dem kleinen Ceüse ist dann doch irgendwie die Luft raus und wir fliegen wieder an den östlich vom Flugplatz gelegenen Grat und haben dort die gleichen Probleme, wie an den Tagen davor, die Höhe abzugleiten.

Also lande ich nach der Methode „Burghard“ und baue schon im Gegenanflug mit den Bremsklappen Höhe ab. Die Landung verläuft unspektakulär und am Stellplatz sehen wir noch während des Ausrollens Burghard und Frank stehen.

Ja – was soll ich zu diesem außergewöhnlichen Erlebnis noch schreiben?

Das erste Ziel, meine Pilotenlizenz zu bekommen, habe ich letztes Jahr erreicht. Heute das zweite Etappenziel: Ein Flug in der Welle in großer Höhe in einem Doppelsitzer – mit einem Piloten, der hier schon entsprechende Erfahrung hat. Dass es so früh schon passieren würde, hätte ich nicht gedacht. Die nächste Stufe ist das Ganze dann in einem Einsitzer für mich alleine zu tun.

Dienstag geht es auf die Heimreise. Was ich mitnehme hier sind Eindrücke und Erlebnisse, die meine Demut vor den nützlichen aber auch gefährlichen Naturkräften, mit denen wir unseren Sport betreiben, wachsen ließ; noch größeren Respekt vor den Gefahren unseres Sports aber auch eine noch größere Freude an den Schönheiten und der Erfüllung, die ich hier finden kann. Das Andere, was da noch zu schreiben wäre, kann ich nicht in Worte fassen.

Es gilt viel zu üben und den Erfahrungshorizont zu erweitern. Dann wird auch irgendwann Etappenziel 3 Realität.

Bis dahin – bleibt alle gesund und habt Freude am Leben

Euer Jürgen

 

GAP Tag 6 – Rotor verpasst – dafür Hangflug mit 180

Der Tag kündigt sich wie die Tage zuvor blau an. Lediglich ein paar Cirren stehen im Westen. Im Briefing wird von Cumulus und möglichen leichten Wellen gesprochen. Klar ist aber auch, dass es im Laufe des Nachmittags abdecken wird. Also schauen wir mal, was es heute wird.

Da Burghard und ich nicht früh starten wollen, fahren wir erst noch zum Decathlon nach Gap und machen den Flieger danach fertig.

Einige Flieger sind heute überhaupt nicht am Start. Hmm…. – am Himmel sind vor dem kleinen Ceüse und dem Pic de Bure bereits Rotorwolken zu erkennen – mit etwas Fantasie und Einbildung auch seichte Lenticularis. Allerdings sind auch viele Cumuli zu sehen und es ist auch sehr thermisch.

Der Plan ist, dass wir uns zum Ceüse schleppen lassen und dort im Rotor steigen, um dann in die Welle zu kommen. Der Schlepp ist bis zum kleinen Ceüse unspektakulär. Dort treffen wir auf 8m-Steigen und Burghard klinkt aus. Wir suchen und finden den Rotor. Irgendwie scheint das ganze System aber durch die Thermik stark gestört zu sein. So gelingt es uns nicht, einen Welleneinstieg hinzubekommen.

Wir fliegen am kleinen Ceüse ab und versuchen es mit Thermik unter den im Tal stehen Wolken und erreichen dann doch auch Höhen bis 2400 Meter.

Am Hang östlich des Platzes ist die Thermik sehr zerrissen und eng, aber es geht dort auch teilweise mit über 5 Meter nach oben.

Die Abdeckung hat nun fast das gesamte Gebiet eingenommen, aber am Hang sorgt der starke Nordwestwind weiterhin für Aufwind. So konnten wir am Hang entlang von 1300 Meter bequem und ohne Anstrengung über 1800 Meter steigen. Nach und nach kommen nun auch alle anderen Segelflugzeuge zurück und es wird voller am Hang. Da ich noch nie Hangflug gemacht habe, ist das eine sehr gute Übung.

Nachdem alle anderen mittlerweile gelandet sind, wird es auch uns zu kalt, aber selbst bei 180km/h ist ein Sinken am Hang nicht möglich; im Gegenteil, das durchschnittliche Steigen am Hang ist so stark, dass wir weiter steigen. So was möchte man gerne auf Strecke haben……

Wir fliegen ein Stück ins Tal hinaus und kreisen im Fallen, später ziehen wir sogar die Klappen, um auf Gegenanflughöhe zu kommen. Auch das eine ganz neue Erfahrung…….

Abends kommen noch Andrea und Frank nach GAP und werden die kommende Woche hier mit Herry und Burghard verbringen.

Mal sehen, was die zwei verbleibenden Tage noch bringen werden…..

Bis dahin – Euer Jürgen

Tag 5 – man kann den Ceüse (zumindest den Kleinen) auch zu Fuß erklimmen

Heute kündigt sich der Tag ebenfalls blau – wie gestern – an. Im Briefing wird das auch klar bestätigt. Daher planen wir für heute eine Flugpause.

Burghard und ich gehen einkaufen für ein fürstliches Abendmahl (Rumpsteak mit Salat) und Herry ruht derweil aus.

Nach Einkauf und ausgedehnter Mittagspause fahren wir dann zum Parkplatz am kleinen Ceüse (kurz hinter Sigoyer). Alleine diese Fahrt hätte mir eigentlich schon genügt bei meiner Höhenangst. Ich will gar nicht so genau wissen, wie weit es neben der Straße (wenn man diesen anderthalbautobreiten Weg so bezeichnen möchte) nach unten gegangen ist.

Am Parkplatz angekommen wird in das entsprechende Schuhwerk gewechselt und wir beginnen die etwas über 300 Höhenmeter anzugehen. Für die Mühen der Fahrt und der Wanderung werden wir wirklich von traumhaften Ausblicken auf die Ecrains, den großen Ceüse, den Parcours, den Pic de Bure und so viele andere Berge entschädigt, dass ich eine Weile vergesse, dass es neben dem Wanderweg ebenfalls steil in den Abgrund geht.

Immer wieder hören und sehen wir eine nach der anderen Pilatus Porter die wagemutigen Fallschirmspringer in den Himmel bringen; entdecken auch immer mal wieder Segelflugzeuge und über dem Lac de Pelleautier sogar eine Rotorwolke. Vielleicht wäre es doch nicht schlecht gewesen zu fliegen heute.

Nach gut etwas über einer Stunde sind wir oben. Ich bleibe am Gipfel etwas zurück und schone meine Höhenangst, während Herry und Burghard noch weiter gehen.

Auf dem Rückweg sehen wir über dem Tal und Richtung Osten über dem Parcour Cumuli stehen und weiter im Osten sogar eine rechte große Lenticularis – ach ja – schauen wir einfach mal, was der morgige Tag bringen wird und geniessen das wunderbare Abendessen.

Gute Nacht Deutschland – schlaft alle gut – bis Morgen

Euer Jürgen

 

Von Süden beschienene Berghänge, von Norden kommender Wind

Nachdem am Vortag Burghard und Herry miteinander geflogen sind und Burghard pausieren möchte, fliegen heute Herry und ich. Nach dem Frühstück ging es zum Briefing. Dort wurde im Grunde nur bestätigt, was Morgens schon absehbar war. Es ist so trocken, dass sich keine Cumulus bilden und es blau bleiben wird.

Also werden wir auch nicht früh starten. Ich nutze die Zeit, um noch mal eine ausgiebige Sitzprobe im Duo Discus zu machen und bringe den Flieger danach an den Start.

Wir gehen als letzter F-Schlepp raus. Der Schlepp verläuft weitgehend ruhig; ein paar kleinere Turbulenzen; am Malaup klinke ich auf ca. 1700 Meter aus und steige weiter auf 1900 Meter AMSL. Wir fliegen den Malaup weiter Richtung Westen ab. DIe Hänge sind wunderbar beschienen und an einer Stelle, wo es gestern noch wunderbar ging, kommen wir in einheftiges Lee und finden uns in 1200 Meter unterhalb des Grates wieder.

Wir finden keinen Anschluss mehr und Herry schmeisst den Motor. Wir haben zwar einen wunderbaren Ausblick auf den Flugplatz von La Motte, wollen dort aber nicht wirklich landen müssen.

Auf 1500 Meter – über dem Gipfel machen wir den Motor aus und versuchen erneut unser Glück. Aber es geht einfach nicht. Gleiches Ergebnis wie zuvor. Wir wären vielleicht besser noch ein paar hundert Meter mit dem Motor gestiegen. Also – nochmal Motor an und steigen. Diesmal bis knapp 1600 Meter. Motor aus und mit Anschluss bis auf 1700 Meter und anschließend mit 3 bis 4 m/s bis auf 2000.

Es tummeln sich heute – für meine Verhältnisse – viele Flugzeuge am und um den Malaup. Teilweise kreisen wir mit 4 bis 5 anderen Flugzeugen. Die Thermik ist eng und turbulent. Aber auf der Höhe macht es jetzt auch wieder richtig Spaß…..

Nach verschiedenen kleinen Bärten und suche nach etwas Stärkerem finden wir dann auch einen Bart, der eng geflogen kontinuierliches Steigen bringt und uns bis auf 2500 Meter hinauf schießt. Na geht doch!!

Wir beschließen, das Tal zu queren und zum kleinen „Ceuse“ rüber zu fliegen. Die Aussicht Richtung Norden auf den Pic de Bure ist grandios bei der heute klaren Luft. Da hier aber auch nichts bis gar nichts geht, fliegen wir zurück und gleiten die Höhe gemütlich südöstlich des Platzes ab, landen in Richtung 20 und kommen kurz vor dem Stellplatz des Duo zum Stehen.

Ein anstrengender, schöner und vor allem sehr lehrreicher Flug……

Danke Herry………

 

GAP (Südfrankreich) – das erste Mal auf 4000 Meter – über den Westalpen

Bereits am Samstag startete mein Urlaub mit einem Besuch auf der Aero in Friedrichshafen- Schon beeindruckend so viele Flugzeuge und vor allem Segelflieger verschiedenster Hersteller auf einem Fleck zu sehen. Abends bin ich dann noch bis Chur in der Schweiz weitergefahren, habe dort übernachtet und bin Sonntag über Mailand gemütlich nach Gap weitergefahren – kam also Sonntag gegen späten Nachmittag dort an, um Heribert und Burghard zu treffen, mit denen ich die nächsten tage hier verleben werde.
11.04.2017 – das erste Mail auf 4000 Meter AMSL – atemberaubend
Nach der gestrigen kurzen Platzrunde, wollten wir heute auf jeden Fall weiter in die Berge. Laut Phillipp Tarade’s morgendlichem Briefing sollten von Nordwest Cirren hereinziehen. Mal sehen, in wie weit diese Abdeckung heute ein Problem darstellen wird.
Wie gestern auch, bin ich heute mit Burghard geflogen. Der F-Schlepp verlief entspannter als gestern (da sind wir an einer Regenfront entlang und es war schon recht turbulent) wieder zum Maloup. Dort haben wir auf 1000 Meter über Platz ausgeklinkt und wie gestern auch erst ein wenig zu kämpfen gehabt, um Höhe zu machen.
Von dort sind wir zum „Parken“ zum „Parcour“ (Region zwischen der Durance und den Südausläufern der Alpen) geflogen und haben abgewartet, wie sich die Abschirmung entwickelt. Nach deren Auflösung sind wir weiter Richtung Osten geflogen (auf ca. 2700 Meter AMSL) bis zur Dormiuse, wo wir so guten Anschluss an die wunderbar aufgebaute Wolkenthermik gefunden haben, dass wir teilweise Steigwerte integriert von mehr als 4 m/s ausfliegen konnten. Somit waren wir schnell im Band zwischen 3000 und 3500 Meter.
 Von der Dormiuse ging es dann weiter Richtung Norden – hierbei überquerten wir das „Barcellonette“-Tal und erreichten den Grand Bernard – immer noch weit über 3000 Meter.
Von dort ging es wieder Richtung Osten, wo das „Barcellonette“-Tal an der italienischen Grenze endet. Hier hatten wir einen wunderbaren Blick nach Italien. Das Gelände fällt in diese Richtung schroff in die Po-Ebene ab. Hätte das gute Wetter auch diesen Bereich erwischt, wäre eine Aussicht bis Turin kein Problem gewesen.
Wir haben uns entschlossen weiter dem schönen Wetter Richtung Norden nachzufliegen. Die Wolkenbasis stieg hier bis auf 4000 Meter an, die wir auch problemlos mit dem Duo erreichten.
Hier bot sich bei kristallklarer Luft ein atemberaubender Blick bis zum Mont Blanc; schneebedeckte Berggipfel und -hänge soweit das Auge reichte.
Richtung Westen ging es von dort weiter zurück Richtung Gap. Am Horizont war deutlich die im Westen an den Bergen aufstauende und teils aufliegende Bewölkung zu erkennen. Wir passierten dann im Grunde im dauerhaften Geradeausflug unter Anderem den Guillaume, Piolit und weitere Südausläufer der Ecrins bis wir schließlich auf Gipfelhöhe den Pic de Bure (2709m) erreichten und quasi auf dessen Gipfelebene hinabschauen konnten.
Die verbleibende Höhe sind wir dann in der Umgebung des Flugplatzes abgeflogen und nach knapp dreieinhalb Stunden glücklich und beeindruckt von dieser überwältigenden Bergwelt gelandet.
Gute Nacht Deutschland – schlaft alle gut – ich für meinen Teil bin heute voll geflasht und wünsche Euch eine megatolle Woche – Euer Jürgen