Heute soll es rund um Nürnberg gehen. Das Dreieck startet bei der Friesener Warte. Der erste halbe Schenkel führt uns bis Haßfurt. Von dort wollen wir auf die Alb nach Urspring, um dann südlich am Nürnberger Luftraum Richtung Osten bis Nittenau-Bruck und von dort wieder zurück zur Friesener Warte zu fliegen – ein 515 km FAI.
Gewohnt reibungslos verläuft der Start bei guter Organisation durch das Team vom Feuerstein. Da ich bei den ersten Startern bin dauert es gut 40 Minuten, bis alle oben und unter einer Wolke vereint die Startlinie überfliegen. 40 Minuten, die am Ende vielleicht den Ausgang des Tages verändert hätten.
Bei Bamberg ist die Gruppe aus Duo Discus, DG200, DG600, DG808, ASW20, Antares und meiner 304 noch beisammen, aber bereits vor Haßfurt komme ich tiefer (unter 800 MSL) als die anderen und suche mir über dem Waldrücken geduldig einen Bart, um schon mal ein paar Meter mehr Spielraum zu gewinnen. Etwas zum Tal versetzt werden es dann integrierte 2,3 m/s, die mich auf 1.600 MSL (800 Meter Höhengewinn) bringen, so dass ich mit dieser Höhe flott rein und wieder raus aus der wolkenlosen Wende fliegen kann.
Jetzt weiter Richtung Alb! Ich bin ein gutes Stück vor der Gruppe und markiere bei Rehweiler einen guten Bart. Richtung Bad Windsheim kommt uns dann der Nimbus auf dem Heimweg entgegen. Er war ganz zu Anfang ohne die Gruppen schon losgeflogen, musste dann aber bei Ochsenfurt den Motor ziehen. Wir bleiben über den grünen Hügeln auf Kurs nach Süden. Nahe der CTR Illesheim frage ich mich, was da jetzt passiert ist. Fast 20 Kilometer ging es unter dunklen Wolken mit wenig Einstrahlung weiter und ich finde mich schon wieder tief. Soll das den ganzen Tag jetzt so weitergehen.
Ok – Rothenburg ob der Tauber liegt recht vor mir und ist auf jeden Fall noch erreichbar. Also suche ich in dieser Richtung die Kanten und Sonnenflecken ab. Wieder erst knapp unter 800 MSL finde ich über der Autobahn einen schwachen Bart, aber damit die Reichweite zu einem Sonnenfleckchen weiter zu fliegen, wo mich integrierte 2,6 m/s erwarten und mich über 700 Meter.
Über 20 Kilometer geradeaus weiter holt mich bei Feuchtwangen die Antares ein und überholt und der Duo Discus zieht östlich auf einer besseren Linie vorbei, während ich mich wieder noch kurbele.
Bei Ellwangen wird es dann endlich mal Richtung schön und es geht mit 2,5 m/s. An Aalen vorbei geht es dann gut weiter, mit starken Bärten, bis kurz vor der Wende es aber wieder mau wird und ich erst kurz vor 15 Uhr in nur 1300 MSL bei Urspring wende. 2 Stunden und 40 Minuten für 210 Kilometer. Jetzt liegen 190 Kilometer mit Rückenwind bis Nittenau vor mir.
Gleich nach der Wende hat ein schöner Bart wieder fast 2000 Meter gebracht. Gemeinsam mit der DG808 und der Antares ging es dann an Donauwörth vorbei. Dort stand dann wohl der Bart des Tages – das Vario ist bis auf integrierte Werte von 5 m/s gestiegen. Wow!
Leider bin ich ab da ein ganzes Stück weiter nördlich zur Kurslinie geflogen, was sich gegenüber der Wolkenstraße, die die Anderen weiter südlich genommen haben, nicht wirklich als die bessere Wahl herausstellte. Es zog sich dann auch etwas zäh bis Maxhütte. Immer mal wieder habe ich DG808, dann mal die Antares in der Nähe gehabt. Bei Maxhütte hatte ich kurz überlegt abzukürzen und die Wende auszulassen, mich dann aber umentschieden. Unnötig verlorene Zeit, die am Schluss vielleicht gefehlt hat. Also doch in die Wende auf 1250 MSL. Und wie nun weiter ist die Frage!
Die Antares hat zu den Abkürzern aufgeschlossen und die Gruppe will über Weiden zurückfliegen, da es durch das Nadelöhr zwischen Nürnberg und Grafenwoehr nicht so gut aussieht und nach Weiden eine Wolkenstraße steht. Eine Weile habe ich das auch überlegt, aber dann entschieden durch das Nadelöhr zu fliegen. Wird schon gehen. Über Weiden wird es zu spät – dachte ich. Also querab Neunburg vorm Wald auf Nordwestkurs. Wieder unnötig Zeit liegen lassen, weil ich gezögert habe mit der Entscheidung.
So richtig geheuer ist mir meine Entscheidung nicht, aber jetzt nicht nochmal den Weg zurück. Querab Nabburg ein schwaches Bärtchen, mit 1,1 m/s und dann fast 30 Kilometer lang einfach nichts, was verwertbar wäre. Ich bin schon bis auf 820 MSL runter bis ich zwischen Amberg und Sulzbach in integrierte 1,6 m/s stolpere, in denen ich bis auf 1.800 Meter bleibe. Das macht Hoffnung, dass es doch noch bis nach Hause trägt.
Noch gute 70 Kilometer bis zum Zielkreis und etwa 60 Kilometer bis zum Feuerstein. Der Zielkreis wäre nur noch Bonus – Hauptsache, ich komme noch bis zum Flugplatz zurück. Mit knapp 1.300 Meter über Feuerstein sollte man denken, das kann doch hinhauen. Aber die nächsten 30 Kilometer kommt nichts – einfach gar nichts und schaffe gerade mal eine Gleitzahl von 39. Fast 800 Meter sind für die halbe Strecke weg. Das wird auf jeden Fall eng.
Den letzten Bart finde ich querab Enzendorf – leider im Luftraum Nürnberg; noch 35 Kilometer vom Feuerstein entfernt. Als die Luftraumwarnung ertönt, fliege ich weiter. Dabei wäre noch was drin gewesen – so 50 bis 80 Meter. Aber das realisiere ich irgendwie nicht mehr. Ich versuche mich nach Hause zu schleichen. 750 Meter für 35 Kilometer wäre aber auf der letzten Rille, wenn es keine gute Linie gibt. Aber ich will optimistisch sein. Ein Bärtchen mit 300 Metern und alles wäre gut.
Aber so kommt es nicht. Das Gelände steigt nochmal sanft an. Die Linie ist nur mäßig, die ich fliege. Ich hoffe darauf, dass an der Waldkante zum Tal vielleicht doch noch der rettende Bart zu finden ist. Aber nein! Ich gleite in das Tal Richtung Pretzfeld (komisch: da ist unsere Ferienwohnung) und hoffe immer noch, dass irgendwas noch hoch blubbert. Aber die Außenlandung ist sicher. Es gibt Auswahl und nehme ein schönes braunes und abgeerntetes Feld. Recht entspannte Außenlandung! 5 Kilometer entfernt vom Feuerstein – aber auch 150 Meter tiefer als der Flugplatz.
Kaum, dass ich gelandet bin, kommt schon das erste Auto an den Feldrand gefahren. Ein Pilot vom Feuerstein, der meine Landung beobachtet hat und fragt, ob alles in Ordnung ist. Wie nett. Ich rufe Herry an – der immer eine Bank ist, wenn ich Hilfe brauche und er kommt auch schon recht bald. Es war ja nicht wirklich weit…..
Das erging übrigens einigen anderen Rückholern an dem Tag durchaus schlechter. Teilweise waren Fliegerkameraden zwar auf Flugplätzen gestrandet, hatten aber keine Schleppmöglichkeit mehr. Gute 100 Kilometer vom Flugplatz entfernt hat die eine oder andere Rückholfahrt bis nach Mitternacht gedauert. Herry und ich waren sogar pünktlich zum Abendessen zurück.
Egal – ein toller Tag mit einem mega tollen Flug und meinem ersten, wenn auch nicht vollendeten 500er, den ich quasi nicht im Entchengang, sondern in kompletter Alleinentscheidung geflogen bin. Das entschädigt für die fehlenden 5 Kilometer.
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