4 Tage – 4 Flüge – fast 15 Stunden – fast 1000 km

Zugegeben – 1000 Kilometer Fliegen andere auch an nur einem Tag und sie brauchen keine fast 15 Stunden und 4 Starts dafür. Aber das war gar nicht das Ziel.
Das es so laufen würde, war wirklich nicht anzunehmen. Ich hab viel gelernt, gesehen, erlebt und heute meinen ersten Flug in die Alpen (wenn auch nicht gar so weit) alleine gewagt – ohne Begleitung.
Turbulent ging heute der Schlepp zum Rechenberg. Immer wieder heftige Saufgebiete. Die ausziehende Front und die Winddrehung auf Süd bis Südwest war hier schon deutlich zu spüren. Vorgenommen habe ich mir bis zur Steinplatte zu fliegen – danach wieder zurück ins Tal. 
Schon am Rechenberg spüre ich, dass ich mich vielleicht auch etwas mehr traue. Bis 2700 Meter geht es hier heute hoch. Wieder mit besten Steigwerten. So kann das weitergehen. Fast nur geradeaus geht dann weiter zum Fellhorn. Dort komme ich mit etwas über 2500 Meter noch an. Dort geht aber nichts hoch und ich beschließe zur Wolke südlich Richtung Kirchberg vorzufliegen. Die müsste gehen. Sonnenbeschiener Grat – im Wind liegend – und eine schöne Wolke laden ein. Der Bart ist breiter als die letzten Tage, aber nicht ganz so stark – dafür geht es bequehm bis 3100 Meter rauf. Wahnsinn! Und ich bin hier ganz alleine. Nur für mich – so wie ich es immer schon wollte.
Ich fliege den Grat weiter Richtung Süden – “Wallerberge” – und komme südlich gegenüber des Loferer an. Wow – dass ich bis hierher fliegen würde; damit hatte ich nicht gerechnet. Die ganze Strecke hat mich gerade mal 100 Höhenmeter gekostet. Ich fliege Richtung Norden die Westseite des Loferer ab – ein beeindruckender Berg und komme immer noch mit 2700 Meter an der Steinplatte an. Diese fliege ich Richtung Westen ab, quere erneut das Tal und steige südlich des Fellhorn wieder auf 3000 Meter.
Jetzt will ich noch weiter nach Süden. Ich lasse St. Johann rechts liegen und bis Kitzbühel weiter. Dort sind dann nur noch 2100 Meter übrig. Ja – üppig, aber für heute reicht das Richtung Süden. Der erste Bart bringt es nicht – also weiter zur nächsten Wolke und Abrißkante. Höhe St. Johann komme ich dann wieder bis 2500 Meter hoch. Ich fliege zurück zur Steinplatte – teilweise bis 180 km/h Groundspeed – es steigt immense im Geradeausflug und ich habe üppig Höhe , um nach Rückkehr ins Tal noch einmal Richtung Chiemsee rauszugleiten und danach entspannt zu landen.
Leider gibt es heute keine Bilder, da meine Technik gestreikt hat. Vielleicht soll es auch einfach so sein, dass mein erster Alpenflug alleine nur in meinem Kopf drin sein wird. Morgen wird es regnen und es ist flugfrei…… Auch mal schön.
Gute Nacht Deutschland – bis zum nächsten Abenteuer
Euer Jürgen

nackte Felsen am Hochkönig und 150. Stunde im Flieger

Der Tagesbeginn ist mittlerweile Routine. Beim Briefing um 9 Uhr wird deutlich, dass die Prognosen für den heutigen Tag noch besser als gestern und vorgestern sind. Daher ist der Plan ein ähnlicher wie die Tage zuvor. Einziger Unterschied: aus dem bisherigen Nordwind ist ein Südwind geworden. Daher ist durchaus damit zu rechnen, dass die hohen Kalkgebirge Richtung Ost (Steinernes Meer, Hochkönig, etc.) auf der Südseite gut gehen werden.Ich werde nach der ASK 21 mit Jan und der LS 1d rausgeschleppt. Irgendwie ist es heute im Schlepp noch etwas turbulenter als die Tage zu vor. Es geht wieder an den Rechenberg. Dort wieder raus und raufkurbeln von 1700 auf 2500 Meter. Oben am Deckel dann angekommen, muss ich auf Peter in der anderen ASK 21 warten. Irgendwie kommt der Schleppzug nicht wirklich rauf und steigt schlecht. Ich fliege mal ein Stück zur Hörndlwand vor und versuche zwischen Hörndlwand und Dürrnbachhorn zu parken.

Nach etwa 30 Minuten ist die ASK 21 endlich auf Höhe am Rechenberg und wir fliegen über Steinplatte, am Loferer vorbei den bekannten Weg nach Zell am See.
Von dort queren wir die nach Osten liegenden grünen Hügel zur Ostseite des Hochkönig. Dort wenden wir und fliegen die Kalkfelswand entlang. Zu schade, dass heute meine Kamera nicht funktioniert hat. An einem Kalkfelsvorsprung kreisen wir in ein; noch unterhalb des Gipfelgrates. Keine 3 Kreise später sind wir fast 400 Meter höher – und haben den Grat überstiegen. Ich weiß gar nicht, wie ich diesen Anblick und das Gefühl dabei beschreiben soll. Noch nie habe ich das Steigen des Fliegers so direkt an der Umgebung wahrnehmen können. Wahnsinn.Wir fliegen dann wieder Richtung Zell am See und kreuzen dort das Tal. Weiter geht es nach Mittersill. Die meiste Zeit bin ich zwischen 200 und 300 Meter höher als die ASK 21 und halte das Geschwindigkeitspotential des Discus zurück. Schade eigentlich!


Auf dem Weg nach Mittersill steht nochmal ein toller Bart. Knapp über 4 Minuten für fast 800 Meter Höhengewinn ist schon nicht schlecht. Bei Mittersill ist es mir unter der schon länger fast geschlossenen Wolkendecke so kalt und die Luft wird diesig und feucht, dass ich beschließe es für heute gut sein zu lassen. Ich kurbele auf fast 3000 Meter hoch und fliege über Pass Thurn über St. Johann auf nach Hause.
Nach etwas mehr als 20 Minuten sind die fast 50 Kilometer Rückflug entspannt geflogen und ich lande.
Ich bin sehr beeindruckt von dem Erlebnis am Hochkönig und mit meinen fast 200 km und fast 3 Stunden heute mehr als zufrieden.
Den Abend lassen wir bei einem schönen Abendessen beim Italiener in Grassau ausklingen.
Gute Nacht Deutschland – wieder ein sehr schöner Tag mit einem wunderbaren Flug – viel gelernt, viel erlebt und wieder ein Stückchen gewachsen…..
Euer Jürgen

Das zweite Mal: 4:28 Stunden, 334 Kilometer, 247 km FAI

Im Grunde ganz ähnlich wie der gestrige Tag. Die Wetterprognose ist heute noch etwas besser und wir wollen mit 4 Flugzeugen raus.

Kurz nach 12 starte ich. Jan ist in der einen ASK 21 schon mit einem Teilnehmer unterwegs. Nach mir folgen noch Peter in der anderen ASK 21 und die LS 1d.

Am Rechenberg klinke ich wieder bei ca. 1000 Meter über Platz, kurbele hoch auf über 2000 Meter und dann geht es über das Dürnbachhorn und die Steinplatte zum Loferer und von dort weiter nach Zell am See (ca. 1 Stunde Flugzeit).

Heute geht es südlich des Hochkönig etwas weiter nach Osten. Wir fliegen nördlich den Pongau hoch, kommen über Bischofshofen, St. Johann im Pongau bis zum heutigen Wendepunkt Eben im Pongau. Von dort geht es zurück nach Zell am See und den Pinzgauer Spaziergang hinauf bis über den Gerlos-Stausee.

Heute geht es hier noch besser als gestern und auf über 3100 Meter. Vom westlichen Wendepunkt Zell am Ziller dann den Pinzgau wieder nach Osten.

Als wir wieder bei Zell am See sind, ist es genug für mich und heute. Die LS 1 ist heute im Platzbereich geblieben und ich bin der einzige Einsitzer, der heute mit den Doppelsitzern raus ist. Irgendwie war es heute auch schwierig mit dem Discus eine ASK 21 zu begleiten. Also funke ich Jan an und beschließe am westlichen Talende Zell am See den Endanflug zu starten.

Unterwegs nehme ich in einem Bart nochmal 200 Meter mit – nur um auf Nummer sicher zu gehen (Es wäre nicht nötig gewesen). Fliege wieder ein Stück Richtung Chiemsee raus und lande dann bei etwas stärkeren Turbulenzen als gestern glücklich aber auch körperlich erschöpft in Unterwössen.

Wahnsinn – zwei solche Tage hintereinander

Gute Nacht Deutschland – vielleicht bis Morgen

Euer Jürgen

das erste Mal im Einsitzer über 300 km – und dann noch in den Alpen

Der Tag beginnt recht früh. Um halb 7 kann ich schon nicht mehr schlafen. Also mache ich alles klar, belade das Auto und fahre zum Platz. BIs 9 Uhr will Jan die Flugzeuge startklar am F-Schleppstart stehen haben. Anschließend ist Briefing.
Die Prognose hat sich gegenüber gestern nicht wesentlich geändert, somit bleibt es bei dem gestrigen Plan. F-Schlepp zum Rechenberg, schauen wie sich die Basis entwickelt und dann ggf. ins Pinzgau.
Einer der Teilnehmer muss passen, da er beim Check ein Problem am Flieger festgestellt hat. Die beiden ASK21 mit je einem Teilnehmer und einem Trainer und die LS 1d starten vor mir. Es geht zum Rechenpass, ich klinke knapp 1000 Meter über Platz aus und steige im ersten Bart schon bis auf über 2000 Meter. Die anderen drei sind schon am nächsten Berg – an der Hörndlwand (oder war es das Dürnbachhorn?). Egal dort es weiter hoch und direkt weiter zur Steinplatte, wo wir bis auf 2500 Meter hochkurbeln. Es geht deutlich besser als gedacht und die Basis ist auch schon so früh viel höher als prognostiziert.Die Loferer Steinberge (da war ich im August 2015 in der ASK 21 als Schüler schon einmal) lassen wir quasi links liegen und fliegen über Fieberbrunn direkt weiter bis Zell am See. Wir queren das Tal und fliegen Richtung Osten bis etwa Goldegg.

Dort wenden wir, queren wieder Zell am See und fliegen weiter gen Westen. Jan ist in der ASK 21 hinter mir. Ich finde schöne tragende Linien, so dass wir ganz gut vorankommen und ich auch im Grunde nie unter 2000 Meter komme. Von Zell am See bis Mittersill ging es fast ohne Höhenverlust geradeaus. Weitere 20 Kilometer bis zum Gerlos-Stausee geht es genauso. Am Gerlos kurbeln wir dann einen Bart und haben in kürzester Zeit weitere 500 Höhenmeter gewonnen und sind an der Basis auf etwa über 3000 Meter angekommen. Was ein Luxus, nur solche Hammerbärte kurbeln zu müssen und die schwächeren Steiggebiete nur im Geradeausfllug mitzunehmen. Westlich des Gerlos bei Zell am Ziller legen wir dann die westliche Wende und das Spiel beginnt auf dem Rückweg wie das andere geendet hat. Steigen im Geradeausflug mitnehmen, Linie finden und kaum was kurbeln müssen. Das klappt so wieder bis MIttersill. Dort kurbeln wir wieder auf 3000 Meter und gleiten weiter bis Zell am See. Jan fragt, ob wir nochmal zum Gerlos wollen, aber ich merke auch, dass es für das erste Mal genug sein sollte.


Wir erkurbeln bei Niedernsill unsere Endanflughöhe (großzügig) und gleiten auf direktem Weg über Hinterglemm, Fieberbrunn und Fellhorn Richtung Unterwössen. Ich komme dort am Rechenberg mit soviel Höhe an, dass ich nochmal raus zum Chiemsee gleiten kann und von dort dann gemütlich ins Tal zurückkomme. Ziel war ja gewesen über dem Talwindsystem anzukommen. Das haben wir gut hinbekommen und ich hatte weit über 60 Kilometer zur zum Gleiten. Das war eine schöne Entspannung zum Ende des Fluges. DIe Landung – naja….. das kann ich besser. Aber ich finde es wirklich nicht einfach, nach einem solchen Flug in den Landemodus zu schalten. Aber – auch das wird besser werden. Ich bin sicher runtergekommen und entspannt ausgeschwebt.


Über 300 Kilometer sind es geworden und sogar auch ein Dreieck von über 200 Kilometer. Was will ich mehr von diesem Tag.Genau – ein schönes Schnitzel mit Pommes am Wössner See. Und da hab ich das auch geschrieben.
Gute Nacht Deutschland – es war eine für mich aufregender und denkwürdiger Tag – passt auf Euch auf
Euer Jürgen

kurz, aber das erste Mal im Einsitzer am Berg

Der Tag beginnt ruhig. Am Morgen sind 2 Flugschüler und 3 Scheininhaber am Platz. Der Flugbetrieb beginnt deutlich nach 9 mit lediglich 2 ASK 23. Jan schlägt vor, dass wir den Discus aufbauen. Gesagt getan. Ich fahre den Anhänger vor die Halle und in null Komma nichts ist mit Hilfe fachkundiger Hände der Flieger zusammengesteckt. Ich stelle ihn aber erstmal zur Seite.

Das Wetter ist bedeckt und an der Winde Platzrunden fliegen wollte ich jetzt heute auch nicht gerade. Also nehme ich mir viel Zeit und etwas über meine Sitzposition im Discus nachzudenken und einiges auszuprobieren. Das wird im Ventus später auch hilfreich sein. Die Cockpits sind ja identisch. Lehne unten in der hinteren Position und oben in der drittletzten Raste. So sitze ich nicht so steil, komme aber noch ans Funkgerät.

Ich steige wieder aus und helfe beim Flugbetrieb. Irgendwie bin ich noch unentschlossen, aber nach dem Mittag reist es etwas auf. Dahinter scheinen zwar Gewitter herzuziehen – laut Radar sollen Sie uns aber knapp verpassen. Also suche ich mir Jemanden, der mir hilft mit dem Melex den Discus an den F-Schleppstart zu stellen. 15 Uhr ist die Mittagspause vorbei und ich habe Philipp bereits informiert, dass ich dann starten möchte, wenn es bis dahin nicht regnet,

Kurz nach Drei geht es also raus. Es wird ein kurzer Flug werden. Philipp schleppt mit dem UL und wir steigen früh weg, so dass die erste Kurve nach rechts schon in etwas größerer Höhe als sonst geflogen werden kann. Dann links herum über den Gegenanflug Richtung Schleching, auf meinen geliebten Steinbruch zu und dann hinter dem Haushang entlang Richtung Rechenberg. Dort klinke ich auf etwa 1000 Meter über Platzhöhe. Finde auch gleich einen Bart. Der ist heftig und offensichtlich sehr eng. Ich kann nur etwa 200 Meter Höhe machen dort. Irgendwie ist es schon was Anderes, weder Herry noch Burghard an Bord zu haben. Ich bin hier oben alleine. Keiner der Rat geben kann, nur ich – ich mit mir. Das ist schon anders….. ich habe Respekt vor dem Grat hier am Rechenberg – aber keine Angst. Dennoch will ich nicht enger kreisen als ich es gemacht habe. Das sieht alles so verdammt nach aus hier am Berg. Wahrscheinlich bin ich aber noch richtig weit davon weg. Egal – im Westen wird es dunkler und ich fliege den Grat des Rechenbergs Richtung Achental weiter. Auch hier steigt es immer mal wieder. Richtung Hochgern ist die Alm schön sonnenbeschienen. Also versuche ich da mein Glück – aber nichts. Am Berg entlang Richtung Talausgang zum Chiemsee komme ich an schroffen Felsen vorbei. Auch dort steigt es. Beeindruckend – ich kleiner Wicht in ein paar hundert Kilo GFK – irgendwie „nichts“ gegen die Mächtigkeit dieser schroffen Felsen.

Ich habe von hier einen guten Blick Richtung Flugplatz und sehe, dass keine Flieger mehr am Windenstart stehen und auch schon einige wohl eingeräumt sind. Auch scheint der Regen näher Richtung Flugplatz zu kommen, deshalb entscheide ich mich nicht weiter nach Steigen zu suchen, sondern die Höhe im Tal abzugleiten. Ich frage an und kann auf der 24 lang rein. Am Boden ist kaum Wind. Eine richtige schöne lange Landung noch und ich rolle rechts auf den Grasstreifen vor der Halle raus.

So – meine nicht ganz erste halbe Stunde in den Bergen mit dem Discus. Spaß hat es gemacht – aber auch gezeigt, dass es hier viel zu üben, zu lernen und an Erfahrung zu sammeln gibt. Gehen wir es an. Morgen startet der Lehrgang.

Gute Nacht Deutschland – schlaft gut – ich bin gespannt, was die nächsten Tage bringen werden

Euer Jürgen

Nach 21 Monaten wieder bei der DASSU (Deutsche Alpensegelflugschule Unterwössen)

Nach gestriger später Ankunft in Unterwössen, stand der heutige Tag im Zeichen des Auscheckens und des Regens.
Als ich morgens kurz nach 8 Uhr am Platz bin und mich anmelde, fängt es bereits das erste Mal an zu regnen. Nun gut, die Zeit ist recht nützlich dafür, andere Anwesende, Schüler wie Scheininhaber ein wenig kennenzulernen.
Kurz nach 9 wird ausgeräumt. Die vertrauten Melexe ziehen die Flieger an den Windenstart. Es ist recht wenig los. Im August 2015 sah das teils ganz anders aus. Aber da war auch das Wetter besser.

Jan hält Briefing und ich werde auf der roten ASK 13 (D-1900) Werner zugeteilt. Er ist etwas älter als ich und eine schwäbische Frohnatur. Drei Starts an der Winde sind für das Auschecken; eine normale Platzrunde, ein Seil um die 150 Meter mit Bayernkurve und Landung entgegen der Startrichtung und ein deutlich unter 80 Meter mit Landung geradeaus. Nein – diesmal überrascht der Queranflug direkt auf den Steinbruch zu nicht (siehe dazu meine Berichte aus 2015) – Routine würde ich das aber auch nicht nennen. Vorbereitet sein und das Richtige tun – das ist eine gute Bezeichnung.

Ich fahre über Mittag viel Melex und kurz vor Ende des Flugbetriebs stehen noch die Checkflüge mit Werner im F-Schlepp auf einer ASK 21 an – mein Wohnzimmerflugzeug. Auch hier ein ganz normaler F-Schlepp auf 250 bis 300 Meter. Wir landen lang auf der 24 rein – ungewohnt und selten hier in Unterwössen. Der zweite Checkflug wird ein Startabbruch im F-Schlepp. Das ist neu für mich. Kurz nach dem Abheben des Flugzeuges fordert mich Werner zum Ausklinken auf. Gelben Knüppel ziehen, Nachlassen um die Fahrt etwas zu erhöhen – die Nase geht etwas runter – sanft mit den Klappen raus und schon haben wir wieder Bodenkontakt. Alles hat gut geklappt.
Jetzt bin ich gerüstet für die kommenden Tage – kann mit dem mitgebrachten Discus sowohl an der Winde als auch im F-Schlepp starten. Gutes Wetter kann kommen!

Gute Nacht Deutschland – schlaft alle gut – ich für meinen Teil bin heute geschafft und müde – bis dahin – Euer Jürgen

GAP Tag 7 – zweites Etappenziel erreicht – Welle im Doppelsitzer

Der Tag sieht am Himmel durchwachsen aus, als ich aufstehe. Vereinzelte Wolkenfetzen, die sich bilden und immer wieder auflösen. Heute werde ich meinen letzten Flug des diesjährigen Gap-Urlaubs gemeinsam mit Herry machen.

Im Briefing wird von Wolkenthermik und Welle gesprochen. Der Wind hat bis auf 30 Knoten und mehr in der Höhe zugenommen, so dass sich schwache Wellen ausbilden können sollen. Nun gut – schauen wir mal, was und wie es wird……

Wir gehen den Tag gemütlich an, machen wir gewohnt den Flieger fertig und ich ziehe ihn zum Start. Nur 5 Flugzeuge sind zu schleppen. Alle Anderen gehen im Eigenstart raus.

Es geht los Richtung Malaup. Wir haben uns fest vorgenommen nicht zu tief zu klinken. Wir haben ja die Erfahrung gemacht, das kostet unter Umständen eine Menge Zeit. Bis auf 1900 AMSL haben wir uns verständigt. Bei etwas über 1600 meint Herry, ich soll klinken. Ich höre folgsam und – ja – wir kämpfen zwischen 1300 und 1900 Meter am Malaup mit 3 anderen Seglern. Es will irgendwie nicht so richtig nach oben gehen. Wir fliegen den Kamm Richtung Nordosten ab und finden nördlicher Thermik und steigen so auf etwa 2200 Meter AMSL. Richtung großem Ceüse und Pic de Bure sind Rotorwolken zu erkennen. Diese sind das Ziel unserer Begierde.

Der erste Versuch misslingt und wir müssen am Grat erstmal nochmal Höhe tanken. Der Zweite gelingt besser, so dass wir am Pelleautier (kleiner See bei Neffes) so hoch vor dem Rotor steigen können, dass wir in die Welle einsteigen können.

Ruhe – es ist gespenstisch ruhig und das Vario hat scheinbar unendlich an Trägheit zugenommen, könnte man meinen. Bei 2m/s Steigen steht es zunächst wie angewurzelt – wie festgenagelt. Der Höhenmesser zeigt 3500 Meter und steigt langsam aber stetig weiter an, während es ruhig ist im Cockpit und wir eine Aussicht genießen, die ich gar nicht wirklich beschreiben kann.

Auf 4300 Meter angekommen fliegen für Richtung Pic de Bure vor und wollen in die Primärwelle einsteigen. Etwa 350 Meter verlieren wir dabei und landen wieder in einem ruhigen gleichmässigen und kontinuierlichen Steigen von 1 m/s, später auch mal 2 m/s.

Bei 5250 Meter AMSL beschließen wir weiter Richtung Osten an der Ecrins vorbei zum Lac de Serre-Poncon zu fliegen. Der Staudamm ist aus dieser Höhe wunderbar zu erkennen und der Blick Richtung Osten einfach atemberaubend. Auf Höhe Savines le-Lac schlagen wir dann Kurs Richtung Malaup ein. Herry möchte mit mich nochmal üben lassen, wie ich über den Rotor den Einstieg in die Welle finde – aber vor dem kleinen Ceüse ist dann doch irgendwie die Luft raus und wir fliegen wieder an den östlich vom Flugplatz gelegenen Grat und haben dort die gleichen Probleme, wie an den Tagen davor, die Höhe abzugleiten.

Also lande ich nach der Methode „Burghard“ und baue schon im Gegenanflug mit den Bremsklappen Höhe ab. Die Landung verläuft unspektakulär und am Stellplatz sehen wir noch während des Ausrollens Burghard und Frank stehen.

Ja – was soll ich zu diesem außergewöhnlichen Erlebnis noch schreiben?

Das erste Ziel, meine Pilotenlizenz zu bekommen, habe ich letztes Jahr erreicht. Heute das zweite Etappenziel: Ein Flug in der Welle in großer Höhe in einem Doppelsitzer – mit einem Piloten, der hier schon entsprechende Erfahrung hat. Dass es so früh schon passieren würde, hätte ich nicht gedacht. Die nächste Stufe ist das Ganze dann in einem Einsitzer für mich alleine zu tun.

Dienstag geht es auf die Heimreise. Was ich mitnehme hier sind Eindrücke und Erlebnisse, die meine Demut vor den nützlichen aber auch gefährlichen Naturkräften, mit denen wir unseren Sport betreiben, wachsen ließ; noch größeren Respekt vor den Gefahren unseres Sports aber auch eine noch größere Freude an den Schönheiten und der Erfüllung, die ich hier finden kann. Das Andere, was da noch zu schreiben wäre, kann ich nicht in Worte fassen.

Es gilt viel zu üben und den Erfahrungshorizont zu erweitern. Dann wird auch irgendwann Etappenziel 3 Realität.

Bis dahin – bleibt alle gesund und habt Freude am Leben

Euer Jürgen

 

GAP Tag 6 – Rotor verpasst – dafür Hangflug mit 180

Der Tag kündigt sich wie die Tage zuvor blau an. Lediglich ein paar Cirren stehen im Westen. Im Briefing wird von Cumulus und möglichen leichten Wellen gesprochen. Klar ist aber auch, dass es im Laufe des Nachmittags abdecken wird. Also schauen wir mal, was es heute wird.

Da Burghard und ich nicht früh starten wollen, fahren wir erst noch zum Decathlon nach Gap und machen den Flieger danach fertig.

Einige Flieger sind heute überhaupt nicht am Start. Hmm…. – am Himmel sind vor dem kleinen Ceüse und dem Pic de Bure bereits Rotorwolken zu erkennen – mit etwas Fantasie und Einbildung auch seichte Lenticularis. Allerdings sind auch viele Cumuli zu sehen und es ist auch sehr thermisch.

Der Plan ist, dass wir uns zum Ceüse schleppen lassen und dort im Rotor steigen, um dann in die Welle zu kommen. Der Schlepp ist bis zum kleinen Ceüse unspektakulär. Dort treffen wir auf 8m-Steigen und Burghard klinkt aus. Wir suchen und finden den Rotor. Irgendwie scheint das ganze System aber durch die Thermik stark gestört zu sein. So gelingt es uns nicht, einen Welleneinstieg hinzubekommen.

Wir fliegen am kleinen Ceüse ab und versuchen es mit Thermik unter den im Tal stehen Wolken und erreichen dann doch auch Höhen bis 2400 Meter.

Am Hang östlich des Platzes ist die Thermik sehr zerrissen und eng, aber es geht dort auch teilweise mit über 5 Meter nach oben.

Die Abdeckung hat nun fast das gesamte Gebiet eingenommen, aber am Hang sorgt der starke Nordwestwind weiterhin für Aufwind. So konnten wir am Hang entlang von 1300 Meter bequem und ohne Anstrengung über 1800 Meter steigen. Nach und nach kommen nun auch alle anderen Segelflugzeuge zurück und es wird voller am Hang. Da ich noch nie Hangflug gemacht habe, ist das eine sehr gute Übung.

Nachdem alle anderen mittlerweile gelandet sind, wird es auch uns zu kalt, aber selbst bei 180km/h ist ein Sinken am Hang nicht möglich; im Gegenteil, das durchschnittliche Steigen am Hang ist so stark, dass wir weiter steigen. So was möchte man gerne auf Strecke haben……

Wir fliegen ein Stück ins Tal hinaus und kreisen im Fallen, später ziehen wir sogar die Klappen, um auf Gegenanflughöhe zu kommen. Auch das eine ganz neue Erfahrung…….

Abends kommen noch Andrea und Frank nach GAP und werden die kommende Woche hier mit Herry und Burghard verbringen.

Mal sehen, was die zwei verbleibenden Tage noch bringen werden…..

Bis dahin – Euer Jürgen

Tag 5 – man kann den Ceüse (zumindest den Kleinen) auch zu Fuß erklimmen

Heute kündigt sich der Tag ebenfalls blau – wie gestern – an. Im Briefing wird das auch klar bestätigt. Daher planen wir für heute eine Flugpause.

Burghard und ich gehen einkaufen für ein fürstliches Abendmahl (Rumpsteak mit Salat) und Herry ruht derweil aus.

Nach Einkauf und ausgedehnter Mittagspause fahren wir dann zum Parkplatz am kleinen Ceüse (kurz hinter Sigoyer). Alleine diese Fahrt hätte mir eigentlich schon genügt bei meiner Höhenangst. Ich will gar nicht so genau wissen, wie weit es neben der Straße (wenn man diesen anderthalbautobreiten Weg so bezeichnen möchte) nach unten gegangen ist.

Am Parkplatz angekommen wird in das entsprechende Schuhwerk gewechselt und wir beginnen die etwas über 300 Höhenmeter anzugehen. Für die Mühen der Fahrt und der Wanderung werden wir wirklich von traumhaften Ausblicken auf die Ecrains, den großen Ceüse, den Parcours, den Pic de Bure und so viele andere Berge entschädigt, dass ich eine Weile vergesse, dass es neben dem Wanderweg ebenfalls steil in den Abgrund geht.

Immer wieder hören und sehen wir eine nach der anderen Pilatus Porter die wagemutigen Fallschirmspringer in den Himmel bringen; entdecken auch immer mal wieder Segelflugzeuge und über dem Lac de Pelleautier sogar eine Rotorwolke. Vielleicht wäre es doch nicht schlecht gewesen zu fliegen heute.

Nach gut etwas über einer Stunde sind wir oben. Ich bleibe am Gipfel etwas zurück und schone meine Höhenangst, während Herry und Burghard noch weiter gehen.

Auf dem Rückweg sehen wir über dem Tal und Richtung Osten über dem Parcour Cumuli stehen und weiter im Osten sogar eine rechte große Lenticularis – ach ja – schauen wir einfach mal, was der morgige Tag bringen wird und geniessen das wunderbare Abendessen.

Gute Nacht Deutschland – schlaft alle gut – bis Morgen

Euer Jürgen

 

Von Süden beschienene Berghänge, von Norden kommender Wind

Nachdem am Vortag Burghard und Herry miteinander geflogen sind und Burghard pausieren möchte, fliegen heute Herry und ich. Nach dem Frühstück ging es zum Briefing. Dort wurde im Grunde nur bestätigt, was Morgens schon absehbar war. Es ist so trocken, dass sich keine Cumulus bilden und es blau bleiben wird.

Also werden wir auch nicht früh starten. Ich nutze die Zeit, um noch mal eine ausgiebige Sitzprobe im Duo Discus zu machen und bringe den Flieger danach an den Start.

Wir gehen als letzter F-Schlepp raus. Der Schlepp verläuft weitgehend ruhig; ein paar kleinere Turbulenzen; am Malaup klinke ich auf ca. 1700 Meter aus und steige weiter auf 1900 Meter AMSL. Wir fliegen den Malaup weiter Richtung Westen ab. DIe Hänge sind wunderbar beschienen und an einer Stelle, wo es gestern noch wunderbar ging, kommen wir in einheftiges Lee und finden uns in 1200 Meter unterhalb des Grates wieder.

Wir finden keinen Anschluss mehr und Herry schmeisst den Motor. Wir haben zwar einen wunderbaren Ausblick auf den Flugplatz von La Motte, wollen dort aber nicht wirklich landen müssen.

Auf 1500 Meter – über dem Gipfel machen wir den Motor aus und versuchen erneut unser Glück. Aber es geht einfach nicht. Gleiches Ergebnis wie zuvor. Wir wären vielleicht besser noch ein paar hundert Meter mit dem Motor gestiegen. Also – nochmal Motor an und steigen. Diesmal bis knapp 1600 Meter. Motor aus und mit Anschluss bis auf 1700 Meter und anschließend mit 3 bis 4 m/s bis auf 2000.

Es tummeln sich heute – für meine Verhältnisse – viele Flugzeuge am und um den Malaup. Teilweise kreisen wir mit 4 bis 5 anderen Flugzeugen. Die Thermik ist eng und turbulent. Aber auf der Höhe macht es jetzt auch wieder richtig Spaß…..

Nach verschiedenen kleinen Bärten und suche nach etwas Stärkerem finden wir dann auch einen Bart, der eng geflogen kontinuierliches Steigen bringt und uns bis auf 2500 Meter hinauf schießt. Na geht doch!!

Wir beschließen, das Tal zu queren und zum kleinen „Ceuse“ rüber zu fliegen. Die Aussicht Richtung Norden auf den Pic de Bure ist grandios bei der heute klaren Luft. Da hier aber auch nichts bis gar nichts geht, fliegen wir zurück und gleiten die Höhe gemütlich südöstlich des Platzes ab, landen in Richtung 20 und kommen kurz vor dem Stellplatz des Duo zum Stehen.

Ein anstrengender, schöner und vor allem sehr lehrreicher Flug……

Danke Herry………