Ich komme am Flugplatz an und es stehen schon über 10 Flieger am Start. Wahnsinn – aber ok, es ist Samstag und sicher sind eine Menge Einheimische heute auch da. Also spute ich mich, fahre zum Anhänger. Rumpf raus und systematisch aber zügig aufgebaut und Flieger zum Start gezogen. Ich reihe mich beim Duo der schon da steht und die Reihe ein. Mal sehen, was heute der Plan ist.
Der Duo will nach Albstadt und zum Klippeneck. Felix in der ASW 19 und ich wollen Team fliegen und auch erstmal Albstadt ansteuern. Also rauf mit der Schleppmaschine – Höhe machen und auf die ASW 19 warten. Als ich oben bin, fliege ich schon mal die nächste Wolke in Flugrichtung an. Felix und ich werden uns schon finden – (haben wir dann aber nicht wirklich….).
Ich fliege Richtung Heidenheim in 1500 Meter AMSL ab, finde nur schwer tragende Linien und auch keine Thermik, obwohl es am Himmel gut aussieht. Was ist da denn los heute? Bei Heidenheim angekommen habe ich noch 500 Meter über Grund und drehe den Platz in Giengen an der Brenz rein. Den erreiche ich noch gut. Auf nicht ganz halben Weg dahin endlich ein Bart und wieder hoch auf fast 1500 Meter AMSL. Also geht ich wieder auf Kurs Albstadt. Fliege die A7 entlang, aber es geht weiter wie beim ersten Mal. Ich verliere für die Strecke viel zu viel Höhe. Südöstlich von Langenau dann der Tiefpunkt des heutigen Fluges. Bei 300 Meter über Grund halte ich Ausschau nach Außenlandemöglichkeiten. Davon sind genügend da. Etwas weiter im Süden sehe ich ein Fabrikgelände. Auch da ein geeignetes Feld. Das Gelände liegt voll in der Sonne. Wenn nochmal was geht, dann da. Also fliege ich dahin. Mit etwas mehr als 200 Meter komme ich dort an und wie mit einer gewaltigen Faust haut es die rechte Fläche hoch und das Vario geht auf Vollanschlag.
Ich kreise ein. Es geht runter. Im nächsten Halbkreis wieder heftig rauf. Aber in Summe steige ich. Ich werde innerlich ganz ruhig. „Jürgen, jetzt Ruhe bewahren. Aufmerksam sein. Sauber fliegen! Außenlandeoption als Plan B im Auge behalten!“ Der Bart bockt derart, dass ich mich richtig durchgeschüttelt fühle, aber er geht hoch. 17 Minuten kämpfe ich dort mit der Thermik. Es wird erst im letzten Drittel nach oben etwas angenehmer. Nach 1000 Meter Höhengewinn ist das Steigen fast weg. Aber ich habe jetzt erstmal Luft zum Durchatmen. Trinke – Entspanne! Das hat viel Energie gekostet. Ich gehe wieder auf Kurs Albstadt. Auf halber Strecke Richtung Ulm finde ich endlich mal eine tragende Linie und komme mal etwa 5 Kilometer ohne Höhenverlust voran. Aber kein Steigen, bei dem sich das Einkreisen lohnen würde. Außerdem bin ich immer noch 1500 Meter hoch. Das sin dort über Grund immerhin fast 900 Meter. Aber dann geht es auch schon wieder heftig runter und die Alb steigt auch noch weiter an. Schlechte Kombination! Nördlich von Blaustein bin sind zwischen mir und dem Boden nur noch 500 Meter.
Nach Blaubeuren sind es jetzt noch etwa 5 Kilometer. Das erreiche ich gut. Also Kurs Blaubeuren. Es kommt nochmal eine heftige Saufstrecke. Ich funke Blaubeuren an und bekomme zügig Antwort zur Landerichtung 28. Dachte ich mir schon – ich weiß ja, wo der Wind herkommt. Ich überfliege den Platz einmal und stelle fest, dass er in Landerichtung ziemlich abfällt. Fahrwerk raus und in den rechten Gegenanflug. Queranflug über den Ort und – uiiihhhh – der Platz fällt nicht nur in Landerichtung, er hat auch noch ein Gefälle nach rechts weg. Also fliege ich lang rein, da der Platz in der hinteren Hälfte gerade erscheint. Ich stehe!
Der Platz funkt mich an und fragt nach meinem Flugzeugtyp – sie bringen einen passenden Kuller mit. Was ein Service. Als die beiden Abholer aussteigen, kommt gleich die Frage, ob der Flieger, der hinter mir gelandet ist, auch aus Aalen komme und zu mir gehören würde. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass noch ein Flieger rein kam. Ich werde zum F-Schleppstart gezogen und als wir über den kleinen Buckel kommen, sehe ich, dass die „India Hotel“ da steht. Frank ist da! Bin ich wenigstens nicht ganz alleine hier.
Wir erledigen die Formalitäten, sprechen über unsere Flüge und trinken in Ruhe was, bevor uns dann gegen halb vier zum Start begeben und auf den Heimweg machen.
Ich merke so richtig, dass die letzten beiden Wochen so viel Neues, soviel Erlebtes, soviel Aufregendes gebracht haben und ich gar keine Zeit zum inne halten gefunden oder – um ehrlich zu sein – ich mir dafür gar keine Zeit genommen habe. Ich möchte jetzt nur noch stressfrei zum Flugplatz nach Aalen zurück. Deshalb lasse ich mich auch 1000 Meter über den Platz schleppen. 300 Meter kurbele ich mich dann selbst noch hoch und habe mit 2000 Meter AMSL ausreichend Höhe, um nach die restlichen 45 km nach Aalen zu kommen. Unterwegs säuft es immer wieder. Es ist auch recht bockig, aber ich finde auch immer wieder mal tragende Linien und komme sicher in Aalen an. 33 Minuten für über 50 Kilometer. Das macht glaube ich sehr deutlich, dass ich nur noch Heim
wollte.
Egal wie das Wetter morgen wird, ich werde auf jeden Fall eine Pause machen. Mein Kopf braucht das jetzt.
Fazit: Es war eine aufregende Erfahrung heute alleine auf mich gestellt, dieses Abenteuer zu bestehen. Blaubeuren hat einen wunderschönen Platz und sehr nette und hilfsbereite Menschen dort. Es ist schön, nicht alleine auf einem fremden Platz zu stranden. Und wenn es sein muss, kann ich auch mal schnell heimfliegen.
Fazit 2: Wenn man in so kurzer Zeit, so viel Neues und Aufregendes erlebt, dann ist es wichtig, sich auch eine Ruhepause zu gönnen und den Kopf das Erlebte verarbeiten und resümieren zu lassen. Das habe ich nicht getan – wäre aber dringend dran gewesen. Also hab ich heute nicht nur fliegerisch eine Menge dazu gelernt, sondern auf meine alten Tage auch noch etwas, was nicht nur beim Fliegen gilt.
Fazit 3: Ich bin nicht zu doof oder gar unfähig zu fliegen. Auch Andere, die schon mehr Flugerfahrung haben, hatten heute so Ihre Schwierigkeiten. Also – weiter machen!!!
Schlaf gut und friedlich Deutschland – gute Nacht – mal sehen, was der morgige Tag bringt
P.S.: Ihr dürft gerne Fragen zu meinen Berichten oder zu
Dingen, die unklar oder unverständlich sind, stellen. Sowohl in Facebook als
auch in Blog werde ich dieser gerne beantworten. Über Kommentare und
Anmerkungen jedweder Art freue ich mich auch sehr.
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