Die Pause hat gut getan – aber heute muss ich wieder rauf. „the same procedure as every morning“ – bis der Flieger dann am Start steht.
Herry und Felix stehen in der Startreihe neben mir und Herry meint zu uns Beiden „Fliegt doch zusammen!“. Pläne werden überlegt, wieder verworfen, Regenschauer stehen im Westen. Im Norden sehen die Wolken besser aus. „Schaut hat mal, wo es geht!“. Aber es sollte anders kommen. Ich bin bis in die Haarspitzen aufgeregt. Bei solchem Wolkenbild vom Platz wegfliegen? Würde ich zu Hause nie tun!
Zuerst wird Felix in der ASW 19, dann Herry mit einem Vereinskollegen im Duo hochgeschleppt. Schon während des Schlepps werde ich heute das erste Mal nass. Das kann ja heiter werden. Etwa 700 Meter über dem Platz klinke ich aus. Erkurbele mir weitere 300 Meter. ASW 19 und Duo sind bei mir und wir schalten auf unsere Babbelfrequenz – Abflug Richtung Norden im Trio! Wir wollen noch Höhe machen, bevor es weiter geht. Erst der zweite Bart bringt brauchbare Steigwerte. Bei 1700 Meter AMSL fliegen wir ab. Die beiden Anderen sind gut 100 Meter höher als ich. Ich fliege brav hinterher – kann gut mithalten. Es geht Richtung Ellwangen zur A7. Bis Ellenberg legen wir fast 10 km im Geradeausflug zurück. Höhenverlust dabei fast 500 Meter. Etwas viel denke ich. Der Aufwind geht mäßig, also fliegt Herry vor und findet besseres Steigen. Ich fliege nach und geht es wieder rauf auf 1500 Meter AMSL – Abflug Richtung Autobahnkreuz Feuchtwangen. Kaum Höhenverlust! Wir finden eine gute tragende Linie und fliegen direkt weiter Richtung Lichtenau. Bei Herrieden nehmen wir kurz 200 Meter in einem schönen Aufwind mit und wieder weiter. Wir halten uns etwas südlicher. Im nächsten Bart vermassele ich es und schiebe eher eine Null. Egal – weiter. Bei Wolframs-Eschenbach bin ich bis auf 950 Meter runter. Gott sei Dank steht dort ein zwar mäßiger aber recht stabiler Aufwind. Die Beiden parken weit über mehr und ich kämpfe mich wieder hinauf. 1500 Meter AMSL – weiter gehen kann es. Bei Lichtenau stehen dann gute 2,5 m/s und schwupps sind es 1800 Meter AMSL. Bei „Sachsen bei Ansbach“ wenden wir. Ich bin über 63 km vom Heimatflugplatz weg. Alleine im Einsitzer. Soweit war ich allein noch nie draußen. Aber ich zweifle keinen Moment daran, dass ich nicht wieder zum Platz zurückkomme. Es ist anstrengend, aber macht riesig Spaß.
Bis Weiltingen geht es gut weiter. Wir harmonieren als Team hervorragend. Das gemeinsame Kurbeln klappt gut und macht Spaß. Das Vorfliegen ist grandios. Ein Duo und eine ASW 19 vor mir. Mal etwas höher als ich, mal fast auf gleicher Höhe. (Aber meist, „höher als ich“!). Als wir aus 1250 Meter AMSL runter sind, finden Felix und ich nur einen „Nullschieber“. Herry hat deutlich mehr Höhe und fliegt vor und findet bei Fremdingen einen Bart. Zwischenzeitlich bin ich bis 900 Meter runter und meine Ankunftshöhe für Aalen steht bei „minus 220“ Meter. Ich bin noch 25 km vom Platz entfernt. Wenn es jetzt nicht mehr rauf geht, dann muss ich in Bopfingen landen. Das ist der Plan B!
Aber es läuft. 300 Meter bringt der Bart. Das ist immer noch knapp, aber unterwegs findet sich sicher noch was. Bei Unterschneidheim geht auch noch was. Fast 1300 Meter AMSL und noch 20 km Strecke, die vor mir liegen. Das sollte genügen. Meine Ankunftshöhe liegt nun bei etwas über 200 Meter. Also – Endanflugshöhe erreicht und ab nach Hause. Unterwegs finde ich gute tragende Linien. Westlich des Platzes sehe ich eine riesig breite Regenwand stehen. Ich funke Aalen an und frage nach dem Wetter am Platz. Noch regnet es dort nicht. Ich sehe den Platz. Über Funk hat sich eine Transall zur Landung gemeldet. ??? – Bitte was? Ich fliege doch Aalen an und nicht Frankfurt oder so was. In der Tat. Ich gehe in den Gegenanflug und mir kommt eine Transall im Endanflug
entgegen. Wie krass ist das denn. Ich verlängere den Gegenanflug etwas, drehe ein und mache eine schöne lange Landung auf der Graspiste. Die Transall steht am Ende der Asphaltbahn. Wow – wann ist man bei der Landung schon mal „Nummer 2“ nach einer Transall.
Felix ist schon vor mir gelandet und steht etwas weiter rechts auf der Bahn. Ich kann kaum beschreiben, wie ich mich gefühlt habe, steige aus und muss den jungen Kerl erstmal umarmen. Einen wahnsinns tollen Flug hatten wir und ich so dankbar für diesen ersten Streckenflug von fast 3
Stunden – alleine in diesem tollen Discus b!
Der Duo ist noch oben als die Regenwand den Platz erreicht. Mann o mann regnet das runter. Gut, dass ich schon unten bin, denke ich. Als der Regen dann aufgehört hat, kommt auch der Duo rein. Die Beiden hatten ebenfalls eine Menge Spaß. Das Team hat klasse und sehr diszipliniert zusammen gearbeitet. Wir waren immer zusammen geblieben, haben uns nie aus den Augen verloren – von den Endanflügen mal abgesehen.
Wir machen die Flieger trocken, bauen ab, lesen die Flüge aus und fahren zur Flugplatzgaststätte. Dort schauen wir uns gemeinsam in „SeeYou“ unsere Flüge an. Herry kommentiert und gibt Tipps und Hinweise, was wir wo hätten besser machen können und auch was gut geklappt hat.
Es hat sich echt gelohnt, bei diesem diffusen Tag aufzubauen und zu fliegen. Fast 3 Stunden bin ich geflogen – wie die Zeit vergangen ist, habe ich überhaupt nicht mitbekommen. 167 Kilometer mit einer Schnittgeschwindigkeit von 60 km/h. Das macht echt Laune auf mehr!
Die Frauen des Apus e.V. haben wir den Abend gekocht. Und ich dachte schon, der Flug wäre alleine der Höhe des Tages. Weit gefehlt! Fisch, Kartoffeln, Quark und Ratatouille – tolle Gespräche und Geschichten – eine ganz tolle Atmosphäre – und zum Nachtisch Vanilleeis mit heißen Himbeeren. Und als wäre das noch nicht genug, noch eine Käseplatte. Manchmal ist Frankreich eben auf der schwäbischen Alb. Danke Euch Allen für diesen wundervollen Tag!
Schlaf gut und friedlich Deutschland – gute Nacht – Morgen geht es weiter
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