Hammerwetter soll es heute werden. Deshalb gibt es von der Wettbewerbsleitung eine Racingtask mit Stuttgartumrundung über 530 Kilometer. So weit bin ich bisher noch nie geflogen.
Der erste Schenkel bringt uns 180 Kilometer nach Osten auf die Alb und endet bei Harburg. Der zweite Schenkel findet seine Ende kurz vor Freiburg nach 196 Kilometer im Schwarzwald bei Schonach. Von dort geht es dann 140 Kilometer nach Norden bis Schwetzingen und zurück nach Dannstadt.
13:22 überfliege ich in 1650 AMSL, nach einer Stunde des Wartens bis alle oben sind, die Startlinie. Erst bei Sinsheim (eine knappe halbe Stunde später) erreiche ich mal wieder die Abflughöhe. Nach Westen ist es blau und ich muss bis nach Neckarsulm gleiten, um über dem Audiwerk einen guten Bart zu kurbeln, der mich auf 1700 Meter bringt. Auf der Alb sind Wolken zu sehen. Dahin gilt es zu kommen. Kurz vor Schwäbisch Hall folge ich einem vor mir fliegenden Segler und verbastele mich. Ausbuddeln 600 Meter über Grund ist angesagt. Ein eher zufällig gefundener Bart bringt mich zurück ins Spiel. Das erste Mal heute bin ich auf 2000 Meter.
Bei Aalen auf der Alb angekommen, wird schnell klar; hier ist heute richtig viel los. Kaum ein Bart, den man in Ruhe für sich kurbeln kann. Immer mindestens 3 und mehr andere Flugzeuge im Bart. Am Neresheim vorbei steuere ich den Wendepunkt an, kurbele vorher noch mal noch, wende und ab geht es nach Westen.
Dummerweise bricht das Arretierungsblech des Wölbklappenhebels. Beim Vorfliegen nicht so tragisch, aber beim Kurbeln muss ich mit richtig Kraft den Hebel hinten halten und kann ihn nicht mehr arretieren. Das wird ein Spaß. Mal sehen, wie lange ich das durchhalte. Ich fühle mit den Hand hin, ob alles da ist und keine Teile unter die Sitzschale gerutscht sind. Das wäre auf alle Fälle ein Grund für eine Sicherheitslandung geworden, bevor sich was an einer blöden Stelle steckt. Aber alles ist da und trotzdem noch soweit fest, dass keine Gefahr besteht. Nur meine Hose ist durch die Kante aufgeschlitzt worden. Also – weiter!
Zwischenbilanz: zweieinhalb Stunden unterwegs, 200 Kilometer geschafft
Über Giengen an der Brenz, Ulm, Blaubeuren und Trochtelfingen geht es an den Rand der Alb. Hier ist das Gelänge schon mal 800 Meter hoch und 1500 AMSL sind dann eben nur mal noch 700 Meter AGL. Die zurückliegenden Bärte haben viel Kraft im linken Arm gekostet und ich habe teilweise wenig effektiv gekurbelt. So habe ich bei Balingen bereits 4 Stunden Flugzeit und gerade mal 323 Kilometer geschafft. Noch über 200 Kilometer liegen vor mir.
Ich verlasse die Alb und sehe, dass das Gebiet bis zum Schwarzwald auf direktem Kurs blau ist. Südlich steht eine halbrunde Wolkenstraße. Aber da muss ich erstmal hinkommen. Also nochmal hochgekurbelt auf 2150 Meter und los. Ich passiere mit Südwestkurs Rottweil und komme erst nach fast 45 Kilometer Gleitstrecke bei den Wolken in 500 Meter über Grund an. Ich hab einfach zu viel Höhe verloren. Die Wolke geht nicht – oder ich krieg es einfach nicht mehr hin. Der Arm schmerzt beim Kurbeln und irgendwie ist die Luft raus. So bleibt mir nur die Landung in Schwenningen nach viereinhalb Stunden und 352 Kilometern.
Gestrandet 150 Kilometer südlich von Dannstadt auf einem Flugplatz, der keine F-Schleppberechtigung hat. Also müssen meine Rückholer los und der Flieger muss abgebaut werden. Das wird heute richtig spät.
Frank und Andrea machen sich auf den Weg und sind zweieinhalb Stunden später da. Vorher kommt noch Martin (ganz lieber Fliegerkamerad) aus Albstadt und wir bauen im Dunkeln den Flieger auf der Landebahn ab und fahren wieder zweieinhalb Stunden zurück.
Um 2 Uhr bin ich dann auch zu Hause und im Bett. In 4 Stunden klingelt der Wecker. Nur 11 der 23 gestarteten Flugzeuge haben die Aufgabe geschafft. Einige haben nur wenige Kilometer mehr als ich geschafft.
Was ein Tag – gute Nacht Deutschland – Euer Jürgen
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